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Die Marienburg: Aus der Geschichte


Die Geschichte der Marienburg südlich von Hildesheim zeigt uns sehr anschaulich die politischen Verhältnisse des Mittelalters mit ihren partikularen Gewalten. Drückt man es vereinfacht aus, so müßte man sagen: jeder gegen jeden, und dies in wechselnden Parteiungen.

Auf dem Hintergrund der allgemeinen Burgengeschichte entstand das "Castrum Mariae" vergleichsweise spät und gehört in eine Gruppe von Befestigungsanlagen, die jeweils mit sehr konkreter Zwecksetzung durch die Landesherren oder zumindest mit deren Unterstützung angelegt wurden (vgl. Schöningen, Neuhaus). Die Marienburg entstand zwischen 1346 und 1349 unter Bischof Heinrich III. als Trutzburg gegen die Stadt Hildesheim, aus der ihn die Bürger verdrängt hatten. Damit war außer der Burg Steuerwald im Norden der Stadt (ab 1310) auch im Süden ein bischöflicher Kontrollposten entstanden, der den Handelsweg durch das Tal der Innerste bedrohte. Wir sehen hier, wie Bürger und Stadtherr miteinander umgehen.

Der erste Besitzwechsel vollzieht sich als Gütertrennung. Wie auch in anderen Bistümern, die ja neben dem geistlichen Sprengel stets auch eine eigene Landesherrschaft ausbildeten, stehen schließlich die (weltlichen) Interessen des Bischofs denen des Domkapitels gegenüber. Man fängt an, die jeweiligen Besitzrechte genau festzulegen: Die Burg Steuerwald verbleibt den Bischöfen, die Marienburg fällt an das Hildesheimer Domkapitel (1443). Aus dessen Hand gelangt die Burg durch Verpfändung an verschiedene Adlige.

Die nächste Wendung trug nicht unwesentlich zum heute so guten Erhaltungszustand der Burg bei und beruht auf einer politischen Freundschaft. Während Herzog Heinrich d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel das hildesheimische Territorium zu erobern sucht und seine Truppen ganze Landstriche verwüsten (1519-23) bleibt die Marienburg unbehelligt, da sich ihr damaliger Pfandbesitzer, Curd v. Veltheim, auf die Seite des welfischen Herzogs geschlagen hat.

Die Konflikte Mitte des 16. Jahrhunderts sind bereits zu einem guten Teil religiös bedingt. Nach dem die Reformation in Norddeutschland Fuß gefaßt hatte, griff die Bewegung auch auf das Bistum Hildesheim über, unterstützt vom damaligen Bischof Friedrich v. Holstein (1551-56). Das altgläubige Domkapitel setzte seine Mittel dagegen, erinnerte sich an die alten Besitzrechte, löste die Pfandschaft Marienburg ein und verhinderte so die Einführung der lutherischen Konfession in dem dazugehörigen Amtsbezirk.

Der Gegenschlag folgte bald und stellt einen klaren Fall von Okkupation dar, militärisches Faustrecht also: Die Burg wird in einer Julinacht des Jahres 1559 unter welfischer Mithilfe überfallen und den bisherigen Eigentümern abgenommen. Bischof Burchard setzt damit seine Interessen an der Befestigungsanlage durch, beläßt aber immerhin das zugehörige Amt seinem Domkapitel.

Die übrige Geschichte bietet weit weniger Überraschungen und löst sich kaum aus dem allgemeinen historischen Kontext. Zu erwähnen wäre noch, daß der nachmalige Landkreis Hildesheim-Marienburg nach dieser Burg bzw. nach diesem Amtsbezirk benannt wurde (heute gehört der Ort zur Stadt Hildesheim). Unbedingt zu unterscheiden ist die hiesige Marienburg von der Burg gleichen Namens im Leinetal bei Nordstemmen, die ab 1858 als königlich-hannoverscher Wohnsitz errichtet wurde. Dort bekommt man in neugotischen Formen die romatisierende, verklärende Sicht auf das Mittelalter vorgeführt.



Literatur
Historische Stätten, Niedersachsen und Bremen, 1976. Dehio, Niedersachsen Bremen, 1977. Nachweise unter Burgen: Literatur.

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Impressum  
http://www.region-braunschweig.de/burgen/orte/hildesheim-marienburg90.html, Stand: 3. November 2005