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Burg Schöningen:
Aus der Geschichte


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Die Burg als Gründung der Braunschweiger BürgerNach unten


Vom frühgeschichtlichen Salzort ...

Schöningen ist der älteste schrifthistorisch bekannte Ort im Braunschweiger Land. "Scahaningi" wird als Etappenziel im Bericht über den Kriegszug des Frankenherrschers Pippin des Jüngeren zum Jahre 748 erwähnt. Tatsächlich besaß der Ort im frühen Mittelalter eine überragende Bedeutung. Der Rhein-Elbe-Fernweg nutzte damals noch die Okerfurt Ohrum und führte über Schöningen weiter nach Magdeburg. Ins Gewicht fiel auch die Gewinnung von Siedesalz, die durch eine Solequelle ermöglicht wurde (der Salinenbetrieb erst 1970 eingestellt). Noch im 10. Jahrhundert sind mehrfach Königsaufenthalte überliefert. Einen älteren Königshof vermutet man unter den Bauten des Klosters St. Lorenz westlich vor der heutigen Stadt. Der frühen herausgehobenen Bedeutung entspricht jedoch nicht die weitere Stadtentwicklung, die seit dem 12. Jahrhundert deutlich hinter dem nur 10 Kilometer entfernten Helmstedt zurückblieb.

Eine die Stadt beherrschende Burg entstand in Schöningen vergleichsweise spät, erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Das "Schloß" Schöningen bietet heute eher das Bild einer mittelalterlichen Wehranlage, was allerdings auf einem längeren Verfallsstadium beruht. Die rücksichtslose Nutzung für einen landwirtschaftlichen Großbetrieb hatte die Substanz arg geschmälert. Die negative Entwicklung ist jedoch durch das intensive Bemühen der Kommune gestoppt worden. Das Schloß stellt inzwischen wieder ein attraktives Besuchsziel dar, dessen Erhalt durch neue Nutzungsformen gesichert ist.

Seine Blütezeit erlebte das Schloß in der Zeit der Renaissance. Es diente als Witwensitz der jeweiligen Herzoginnen und erlaubte immerhin eine kleine fürstliche Hofhaltung (1568-1659). Vom aufwendigen Zierrat dieser Epoche ist allerdings nicht viel geblieben: zu nennen wäre der Süderker und das hofseitige Portal zum Palas. Auf das Mittelalter gehen die Umfassungsmauern des Palas zurück, ferner der starke Südost-Turm (Burgkapelle als rippengewölbter Raum erhalten) und der Hausmannsturm in Nordosten der annähernd quadratischen Anlage. Bestimmend ist bis heute eine gewisse Großzügigkeit in den Grundrißabmessungen sowie die Geschlossenheit durch die allseitig den Hof einfassende Bebauung.


Die Burg als Gründung der Braunschweiger Bürger

Die Gründungsgeschichte der Burg Schöningen ist nicht restlos geklärt, da entscheidende Quellenbelege fehlen; die meisten bisherigen Darstellungen sind jedoch als falsch zurückzuweisen. Tatsächlich ergibt sich aus den Forschungen von H. Germer (1937), daß es die Stadt Braunschweig war, die das Bauwerk errichten ließ und dies zunächst auch mit ihrem eigenen Geld. Konkretes vermittelt ein mit dem Landesherrn abgeschlossener Vertrag des Jahres 1363, aus dem auch herauszulesen ist, daß zu diesem Zeitpunkt eine Burganlage noch nicht bestand.

Nicht vollständig geklärt ist die Rolle des braunschweigischen Herzogs Magnus I., der immerhin miterleben mußte, wie seine Stadt Schöningen durch den Erzbischof von Magdeburg 1347 zerstört wurde. Dem Landesherrn wird spätestens mit diesem Ereignis das Fehlen einer schützenden Festung schmerzhaft bewußt geworden sein. Sicher ist, daß der Herzog die Bemühungen um einen Burgenbau bewußt förderte, offen bleibt, in welchem Umfang er seinerseits materielle Vorleistungen eingebracht hat.

Das Interesse der Stadt Braunschweig läßt sich recht klar erkennen, es war primär auf die Sicherung der Handelswege gerichtet. Eines der Hauptprobleme enthüllt sich in einer weiteren Urkunde, worin der Braunschweiger Rat die Erlaubnis erhält, die nur 2,5 km entfernte Burg Esbeck anzukaufen und abzubrechen. Wie es scheint, bildete Esbeck eines jener "Raubnester", von denen immer wieder eine Bedrohung des Fernhandels ausging.

Von den Braunschweigern wurden in Schöningen in einer ersten Bauetappe 200 Mark Silber (1363/65, Summe vom Herzog zurückerstattet) und in einem zweiten Ansatz noch einmal 600 Mark Silber investiert (1371/74). Die Gesamtsumme muß als ausreichend für die Neuerrichtung einer voll verteidigungsfähigen Wehranlage betrachtet werden, wie sich im Vergleich mit der fast gleichzeitig errichteten Burg Neuhaus ergibt (1370/72).

Abschließend wäre die Frage zu stellen, ob die Kaufmannschaft der Hansestadt Braunschweig ihre selbstgesteckten Ziele in Schöningen erreicht hat. Man muß wohl mit einem Nein antworten. Im Endergebnis konnte der Pfandbesitz an dieser Burg nicht gehalten werden, der größte Teil der Bausumme war verloren und der Straßenraub blühte wie nie zuvor. Dies jedoch war im wesentlichen eine Folge der Ereignisse in Braunschweig selbst, wo 1374 ein Aufstand ausbrach, der die städtische Politik auf Jahre hin lähmte.



Literatur
Germer 1937. Historische Stätten, Niedersachsen und Bremen, 1976. Dehio, Niedersachsen Bremen, 1977. Besondere Einzelangaben im Text in Klammern gesetzt. Nachweise finden sich unter Burgen: Literatur.
Gesondert anzuführen ist der benutzte Überblick zur Ortsgeschichte von Schöningen: Richard Moderhack (Hg.), Braunschweigische Landesgeschichte im Überblick, Braunschweig 3.1979, S.173-174.

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http://www.region-braunschweig.de/burgen/orte/schoeningen90.html, Stand: 3. November 2005