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Burg Veltheim:
Aus der Geschichte


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Adlige BesitzerNach unten

Streit um ein Mädel?Nach unten

Blick auf die BaugeschichteNach unten

Wasserburg Veltheim a.d.Ohe, Bild


Adlige Besitzer

Vermutungen gehen dahin, daß die Burg in Veltheim an der Ohe den Stammsitz der Grafen von Veltheim-Osterburg bildete. Der Nachweis allerdings ist schwierig zu führen, denn noch vor Ende des 13. Jahrhunderts starb diese Familie in männlicher Linie aus. Die erste schriftliche Erwähnung der Burg liegt erst einige Jahre später. Und noch schwieriger wird es, weil in den frühen Quellen Ministeriale auftreten, die ebenfalls "von Veltheim" genannt werden, was zunächst als Herkunftsbezeichnung diente. Diesen ehemals unfreien Dienstmannen gehörte dann die Zukunft, und ebenso die Burg. Was hier im Zwielicht der dürftigen Überlieferung aufscheint, ist jedoch weit mehr als ein individueller Aufstieg von der Dienstmannschaft in den Adel. Wir lernen beispielhaft die sozialgeschichtliche Entwicklung des 12. und 13. Jahrhunderts kennen, in deren Verlauf sich die Gruppe der Ministerialen zu Trägern einer neuen Adelskultur formiert.

Aber zurück nach Veltheim. Die neuen Herren auf der Burg gelangten in den Besitz eines vollgültigen Lehens, wie spätere Abmachungen belegen. Dann aber eine Art Betriebsunfall: die Braunschweiger Bürgertruppen ziehen 1430 vor der Feste auf und richten erhebliche Schäden an. Geplant und offenbar auch gelungen war damit eine Strafexpedition gegen den adligen Straßenraub.

In welchem Zustand sich die Wasserburg befand, als Bartold von Honrodt um 1490 durch Kauf (und nachfolgende Belehnung) in den Besitz gelangte, ist nicht bekannt. Fest steht aber, daß Mitte des 16. Jhs. sehr weitgehende Umbaumaßnahmen durchgeführt wurden. Die Zeit der Familie von Honrodt dauerte in der männlichen Erbfolge bis 1814.

Irgendwie ist es nachvollziehbar, wenn nun die von Veltheims sich des alten Burgsitzes erinnerten, dessen Name sie trugen. Einige Jahre später konnten sie Burg und Besitz übernehmen, sozusagen eine Herzensangelegenheit. Die Linie dieser Tradition setzt sich bis heute fort. Die Zeiten aber ändern sich: Die Burg bietet nun mehreren Familien eine Wohnung und aus dem großen Gut ist ein moderner Landwirtschaftsbetrieb geworden. Und ein Rock 'n' Roll Konzert auf dem Anwesen hat es auch bereits gegeben.


Streit um ein Mädel?

In Veltheim ist eine ganze Kollektion von Bildnisgrabsteinen des 16. und frühen 17. Jhs. erhalten geblieben, die uns die Herrschaften jener Zeit im Flach- und Halbrelief vorstellen. Sehenswert, muß man sagen, auch wegen der zum Teil guten künstlerischen Ausführung. Die Reliefplatten befinden sich einerseits innerhalb der Kirche (ehemals an der Außenmauer, dort aber zu stark gefährdet), andererseits am alten Schafstall gegenüber der westlichen Torbrücke zur Burg. Ihre Bewahrung verdanken sie dem Zufall. Beim Neubau des Kirchenschiffes 1836 stellte der Baumeister fest, daß im Fußboden Grabsteine verlegt waren, mit der Rückseite nach oben. Der gute Mann war drauf und dran, den Fund durch Zerschlagen endgültig in Baumaterial zu verwandeln. Herr Wilhelm von Veltheim notierte: "Das war mir dann doch zu toll". Ergebnis der Intervention ist die bis heute recht ansehnliche Ahnengalerie der Familie von Honrodt.

Der rätselhafteste Grabstein zeigt gleichzeitig zwei ritterliche Gestalten, die sich auf dem Bildnis einander zuwenden. Der Inschrift entnehmen wir, daß es sich um die Brüder Hans und Christoph von Honrodt handelt, starben "Anno D 1531 im Dage der Himelfahrt Cristi ... Sin zugelic(h) uf einen Dag begrave(n)". Den Hintergrund erfahren wir aus der steinernen Tafel nicht. Da kann nur die Ortssage weiterhelfen, wie sie von Franz Leiste mitgeteilt wird (1986, S.56). Und zwar soll es sich folgendermaßen zugetragen haben:

"Auf dem Cunterkamp, dem Weg, der zur Veltheimer Wasserburg führt, hat der Kampf zwischen den beiden Brüdern Hans und Christoph von Honrodt stattgefunden. Es ging um ein Bauernmädchen, in das sie sich beide verliebt hatten. Keiner hat zurückstehen wollen, und sie haben erbittert miteinander gerungen. Zuletzt sind beide in ihrem Blute liegengeblieben."


Blick auf die Baugeschichte

Die Grunddisposition der Burg mit einem leicht längs gestreckten Innenhof sowie der umlaufende Wassergraben gehen mit Sicherheit in das Mittelalter zurück. Mehrere Inschriften und Wappensteine am heutigen Hauptgebäude belegen eine umfassende Neubautätigkeit zwischen 1555 und 1579. Die äußere Gestalt des Nordosttraktes mit seinen zwei risalitartigen Erkern zur Außenseite sowie der anschließende Turm im Osten werden durch diese Maßnahmen bestimmt. Erstaunlich bleibt die Anlage des Turmes, der auf einem breiten Schwibbogen ruhend einen Teil des Wassergrabens überspannt. Auch mit Blick auf Vergleichsbauten muß man für diese Zeit, die kunstgeschichtlich unter Renaissance einzuordnen ist, schon ein deutliches Zurücktreten der fortifikatorischen Bemühungen feststellen. Trotzdem, allein als Zier wird man den Nordostturm nicht verstehen können. Möglich, daß von hier aus eine Flankenbestreichung mit handlichen Feuerwaffen für den Notfall vorgesehen war.

Daß damals Burg Veltheim noch eine durchaus wehrhafte Anlage darstellte, zeigt Matthäus Merian in seinem Kupferstich (1654): Die Gebäudegruppe erscheint als ein geschlossenes Geviert, das seine Hauptbauten im Westen besitzt. Der Nordwest-Bau überragt den neuen Schloßtrakt der Renaissance (im Nordosten) noch um einiges an Höhe. Ein Westbau besitzt zudem einen Turmaufsatz. Auch im Süden des Hofes sind höhere Baukörper auszumachen.

Gut 100 Jahre später wurden diese doch anscheinend recht wehrhaften Überreste einer fernen Vergangenheit beseitigt. Das heutige Torhaus im Westen trägt die Datierung 1760 und verkörpert eine schlichte barocke Bautradition. Der Renaissancebau im Nordosten avancierte zum eigentlichen Herrenhaus, das durch Renovierung aufgewertet wurde.

Ob man die Anlage nun als Burg oder Schloß oder als ein Gut mit aufwendigem Herrenhaus bezeichnen will, bleibt eine Frage des jeweiligen Blickwinkels. Schließlich haben ja alle wesentlichen Epochen mit den eigenen Nutzungsvorstellungen ihre Spuren im heutigen Bauensemble hinterlassen.



Literatur
Historische Stätten, Niedersachsen und Bremen, 1976. Dehio, Niedersachsen Bremen, 1977. Schultz 1989. Nachweise unter Burgen: Literatur.
Als spezieller Titel ist hinzuzufügen: Franz Leiste, Veltheim a.d.Ohe. Eine Dorfchronik, Hg. Förderkreis Dorfchronik, Veltheim a.d.Ohe 1986

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Impressum  
http://www.region-braunschweig.de/burgen/orte/veltheim-o90.html, Stand: 3. November 2005