Der Tetzelstein, heute vor allem durch das Ausflugslokal bekannt, führt mit seinem legendären Hintergrund in die Zeit der Reformation, in das frühe 16. Jahrhundert.
Die Sage erzählt, dass hier der Ablasshändler und Dominikaner Tetzel von einem Ritter und seinen Mannen überfallen worden sein soll, um dessen Geldkiste zu rauben. Das Pikante daran: just jener Ritter hatte zuvor für teures Geld einen Ablassbrief erwirkt, für ein Verbrechen, das er erst zu begehen beabsichtigte. Mit diesem Brief winkte er nun dem Geistlichen zu, höhnend, er habe bereits gesühnt. Andere Erzählvarianten berichten sogar von der Ermordung des Ablasshändlers an dieser Stelle, die durch einen hüfthohen, aufrecht stehenden Stein bezeichnet wird. Dies allerdings können wir ausschließen, da Johannes Tetzel nachweislich 1519 in Leipzig eines natürlichen Todes gestorben ist. Auf alle Fälle ist aber festzuhalten, dass es der schwunghafte Ablasshandel dieses Geistlichen war, der zum Auslöser der Reformation wurde: vor allem gegen ihn richtete sich Luthers Thesenanschlag in Wittenberg am 31.10.1517, der bekanntlich das Ende der mittelalterlichen Kirche eingeleitet hat.
Nachforschungen seitens des Städtischen Museums Braunschweig, in dessen Bestand sich eine rätselhafte Truhe befindet, die angeblich Tetzel gehört haben soll, förderten einen Brief zutage, in dem der Prediger im Juni 1517 seinen baldigen Besuch in Königslutter ankündigt. Es ist auch ziemlich sicher, dass er danach in Süpplingenburg seine flammenden Bußpredigten hielt. Besitzt die alte Geschichte vom Geldraub also doch einen wahren Kern?
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