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Landkreis Peine

Lengede: Bergbaubezirk

  


Wer weiß, ob der Lengeder Bergbau überhaupt noch weiteren Kreisen bekannt wäre, hätte sich nicht dieses Unglück im Herbst 1963 ereignet. Und die wunderbare Rettung von elf unter Tage eingeschlossenen Bergleuten, die noch 14 Tage nach dem verheerenden Wassereinbruch durch einen eilends gebohrten Schacht ans Tageslicht zurückgeholt werden konnten. Eine mediale Erinnerungsarbeit leistete schließlich auch der Fernseh-Zweiteiler, der pünktlich zur 40. Wiederkehr des Ereignisses ausgestrahlt wurde.

Ein Besuch der Erinnerungsstätte, direkt benachbart dem heute umgenutzten Betriebsgelände, vermittelt dennoch ein etwas anderes Bild, denn nicht nur die damals im Berg verbliebenen sind aufgeführt, sondern auch die Opfer eines zweiten Unglückes wenige Jahre später. Denn es wurde auf Schacht Mathilde weitergearbeitet, die hiesige Erzförderung fand erst 1977 ihr Ende.

Die Anfänge des Lengeder Bergbaus sind schnell berichtet. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestanden kleinere Tagebaue, deren Erz in das weit entfernte Seesen zur Verhüttung transportiert wurde - auf der Landstraße. Eine wesentliche Erweiterung erschien erst sinnvoll, als kostengünstigere Transportwege und eine näher gelegene Verhüttung zur Verfügung standen. Eine passende Entwicklung vollzog sich um 1860 im 10 Kilometer nordwestlich gelegenen Groß Ilsede. Dort entstand neben einem weiteren Erzabbau eine Eisenhütte, die bald durch ein Stahlwerk in Peine ergänzt wurde. Eine Eisenbahnlinie führte von dort durch das Fuhsetal nach Süden, über Lengede weitere in Richtung Salzgitter, von wo man “saures” Erz holte, das als Zuschlagstoff verwendet werden konnte.

Die Eisenerzvorkommen der Oberen Kreide im Lengeder Gebiet bieten hingegen kalkiges Erz, das in einer langgestreckten Zone zutage austrat. Die Gewinnung erfolgte zunächst nur im Tagebau, dann auch durch Schächte und Stollen, die allerdings keine allzu große “Teufe” erreichten. Darin, das heißt in dem ziemlich geringen Abstand zur Geländeoberfläche, liegt einer der Gründe für das Unglücksgeschehen am 24. Oktober 1963: einer der Absetzteiche brach ein und die Wassermassen stürzten in das Bergwerk hinab.

Der Bergbaubezirk von Lengede erstreckt sich über Broistedt bis nach Barbecke, wo sich ebenfalls eine aufgegebene Schachtanlage befindet. Für den Gesamtabbau zwischen 1875 und 1977 wird eine Menge von rund 60 Mio. Tonnen Erz angegeben, davon knapp ein Viertel aus dem Tagebau. Von landschaftsprägender Wirkung sind bis heute die alten Bergwerksanlagen, dazu Gruben und Teiche ("Lengeder Teiche"), Halden und Aufschüttungen (u.a. Seilbahnberg), im weiteren Sinne aber auch Bahnlinien und Straßen. Hinzu kommen noch verschiedene Gestaltmerkmale der Siedlungen, darunter lange Straßenzüge mit typischen Bergmannshäusern.





Lage und Weg


Lengede 15 km südwestlich von Braunschweig, 5 km nördlich von SZ-Lebenstedt. Besuchspunkt: Gedenkstätte für die Toten des Bergbaus (Markierung der beiden Bohrlöcher vom Herbst 1963). Wegweiser an der Straße Lengede - Broistedt.



Literatur


Der vorliegende Text geht zurück auf folgende Publikationen:
Landschaft lesen. Faltblatt Nr.2 (Kulturgeschichte des Braunschweiger Landes. Exkursion 2. Zwischen Zuckerrüben und Eisenerz - Die Börde westlich von Braunschweig), Hgg. AG Weiterbildung in der Braunschweigischen Landschaft e.V. und VHS Braunschweig, Konzeption und Text Robert Slawski, Braunschweig 2003.
Stefan Jacobasch und Robert Slawski, Mit dem Rad rund um Braunschweig, 3., neu bearb. und erw. Auflage, Braunschweig 2004.



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Verfasser dieser Seite: Robert Slawski
http://www.region-braunschweig.de/kartei/lengede-bergbaubezirk.html, Stand: 14.12.2005