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Landkreis Wolfenbüttel

Ringwälle im Oderwald

Unerforschte Zeugnisse bei Flöthe und Gielde

Epoche: Frühes Mittelalter?
 



Die beiden Ringwälle im Oderwald werden hier als Zeugnisse vorgestellt, die bisher nichts von ihrer Geschichte preisgegeben haben. Sie sind vorhanden, sie sind eindeutig zu erkennen, sie sind unzweifelhaft auf menschliches Wirken zurückzuführen - das ist aber auch schon alles, was wir sicher sagen können. An beiden Ortspunkten haben wissenschaftliche Ausgrabungen bisher nicht stattgefunden. Die schriftlichen Quellen geben keinerlei Auskunft. Man darf also weiter rätseln.

Die sogenannte Schalksburg oder Schalkerburg, die Herkunft des Namens ist unbekannt, liegt östlich von Groß Flöthe im Oderwald. Die klar erkennbare Wall-Linie besitzt eine Höhe zwischen 1 und 2 Metern, vorgelagert ein Graben, der noch eine Tiefe von gut einem Meter aufweist. Umgrenzt wird eine fast kreisförmige Innenfläche, mittlerer Durchmesser etwa 95 Meter. Ein moderner Forstweg ist ziemlich rüde quer durch die Anlage gelegt worden. Im Süden und Osten erkennt man ältere Wall-Einschnitte; ihnen sind Erdbrücken vorgelagert, die den Graben überspannen. In fachlichen Besprechungen wird vermutet, dass es sich um eine frühmittelalterliche Befestigungsanlage handelt, was sich jedoch nur auf die wenigen äußeren Merkmale - Größe, Erhaltungszustand und Geländesituation - stützen kann. Diese Annahme, die ja bisher noch nicht bewiesen ist, führt aber letztlich auch nicht viel weiter, denn sie lässt offen, in welchen historischen Kontext die Befestigung gehören könnte. Für die Zeit seit dem mittleren 8. Jahrhundert ist dies die eigentlich spannende Frage.

Der Burgberg bei Gielde, so die Benennung auf der Topografischen Karte, findet sich etwa einen Kilometer nördlich des Ortes unter einem hohen lichten Buchenbestand. Ein recht steiler Hang begrenzt das Terrain nach Osten. Im höchsten Geländebereich umschließt ein Erdwall eine ovale Innenfläche von etwa 60 x 100 Metern. Die Wallschüttung erscheint von innen gesehen durchschnittlich 1,5 m hoch, betrachtet man diese aus dem westlich vorgelagerten Graben, so ergibt sich noch heute eine Höhe 3,5 Metern. Bemerkenswert ist ein mäßig erhöhtes Plateau im südlichen Innenbereich, das eine gestreckt rechteckige Form besitzt; in seiner Längsseite ungefähr 20 Meter. Einer der heutigen Zugänge liegt im Süden, die andere im Nordwesten; als Zugangssituation zu einer "Burg" käme jedoch auch ein Abschnitt des östlichen Steilhanges in Frage, an dem die Wallschüttung ohne erkennbaren Grund aussetzt. Man muss sich aber darüber klar sein, dass bereits mit dieser Überlegung - genauso wie mit der topografischen Bezeichnung "Burgberg" - eine gedankliche Festlegung getroffen wird. Es ist nämlich keineswegs sicher, dass es sich um eine Verteidigungsanlage handelt. Mit dem gleichen Recht der Unkenntnis könnte man auch mutmaßen, es handele sich um ein umfriedetes Gehöft oder eine prähistorische Kultstätte.

Wozu ein Wallring sonst noch taugt, wurde vor einigen Jahrzehnten bei einer Befragung von älteren Einwohnern des Ortes Gielde deutlich: Nach ihren Aussagen hat der Wall als Viehring zum Zusammenhalten einer Tierherde gedient. Natürlich kann die letzte Nutzung nicht per se mit ersten gleichgesetzt werden, aber dieses Beispiel zeigt zumindest, mit welcher Breite an Möglichkeiten zu rechnen ist.


Bild 1: Groß Flöthe, Oderwald. In diesem Fall war es aufgrund des dichten Baumbestandes besonders schwierig, den Wall zu fotografieren. Rot nachgezogen ist hier die Wallkrone (hinten links ist der weitere Verlauf schwach zu erkennen), die gelbe Linie zeigt das Profil von Wallaußenseite und vorgelagertem Graben.

Bild 2: Gielde. Vom niedrigen Plateau durch den Innenraum gesehen, Blickrichtung ungefähr Nordwest.

Bild 3: Gielde. Fotostandpunkt auf der Wallkrone, westlicher Abschnitt. Links der Innenraum, fast 1,5 Meter tiefer gelegen. Rechts die Außenböschung. Die Höhendifferenz bis zur Grabensohle beträgt hier etwa 3,5 Meter.

Bild 4: Gielde, Wallring. Der Zuweg im Nordwesten. Rechts liegt die Außenseite des Walles. Situationsfoto Februar 2004.



Lage und Weg


Groß Flöthe rund 10 km südwestlich von Wolfenbüttel. Der Ringwall liegt 2,2 km Luftlinie östlich des Ortes im Oderwald. Ein Befahren der Wege durch die Feldmark mit PKW ist nicht gestattet. Zunächst Ortsdurchfahrt Groß Flöthe in Richtung Klein Flöthe. Am Ortsende nimmt die Landstraße einen scharfen Knick nach rechts (Süden). Hier beginnt nach geradeaus (Osten) ein asphaltierter Feldweg. Für Fußgänger und Radfahrer: Den genannten Feldweg geradeaus 600 m, dann nach links 150 m, wieder rechts und geradeaus 1400 m (unter der Autobahn hindurch) bis zum Wegekreuz hinter dem ersten Steinbruch, hier links gut 100 m und dann den Weg, der im Bogen in den Wald hineinführt, 200 m bis zur Wallanlage.

Gielde rund 15 km südlich von Wolfenbüttel. Von Wolfenbüttel kommend am besten über Werlaburgdorf nach Altenrode bzw. Salzgitter-Ohlendorf. Direkt nach den Spitzkehren, die den steilen Hang bei Altenrode erklimmen, ein Feldweg links. Zu Fuß auf diesem Weg am Waldrand entlang 400 m nach Süden. Dann dem Waldrand innerwärts auf einem Pfad folgen, 150 m bis zur Wallanlage. Von Gielde kommend ist der Weg schwieriger zu beschreiben, man kann aber sinngemäß umgekehrt vorgehen (Straße von Gielde Richtung Salzgitter-Ohlendorf, nach 2 km Abzweig nach Altenrode).

| Kartenwerkzeug Darstellung der Besuchstation bei Groß Flöthe


Informationsbasis


Gedruckte Literatur
Lauer 1979, Flöthe: 173-174, Gielde: 174-176; Führer Archäologie 1997, Flöthe: 327-328, Gielde: 324-326 (beide Artikel von H.-W. Heine)
Vollständige Nachweise in der Literaturliste


Linksammlung


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Autor dieser Seite: R. Slawski
http://www.region-braunschweig.de/archaeo/ao-floethe-01.html, Stand: 3. Dezember 2004