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Landkreis Hildesheim, Groß Giesen

Hügelgräber im Giesener Forst

Ausgrabung erfolgt manchmal in Archiven

Epoche: Bronzezeit
Zeitstellung hier: zwischen 1700 und 700 v.Chr.



Der Höhenrücken von Groß Giesen, die Giesener Berge, erstrecken sich als Ausläufer des Leine- und Innersteberglandes weit nach Norden, gleichsam wie ein Finger. Hier findet sich eine größere Ansammlung von Hügelgräbern, die während der Bronzezeit belegt worden sind. Eine vergleichende Betrachtung von bronzezeitlichen Funden aus diesem Raum weist auf eine kulturelle Mittlerrolle zwischen Hessen und Norddeutschland hin.

Insgesamt 46 Hügel sind im östlichen Teil des Giesener Holzes heute noch erhalten. Die meisten von ihnen sind gut zu erkennen; als größter Durchmesser wird 18 m genannt, die Höhe kann bis zu 2 m betragen (nach Cosack). Der Hauptwanderweg berührt eine besonders stattliche Gruppe. Eine Tafel hilft beim Auffinden und bietet weitere Text- und Bildinformationen. Der dortigen Aussage, dass Untersuchungen bisher noch nicht stattgefunden haben, ist aber zu widersprechen: zwischen 1905 und 1908 sind einige Hügel geöffnet worden, nochmals 1919.

Archäologen sind ja als Experten für Ausgrabungen bekannt. Nur muss man für das geneigte Publikum hinzufügen, dass diese "Ausgrabungen" manchmal auch in den Archivkästen und Magazinkellern von Museen stattfinden. So auch hier. Nach einigermaßen ausdauernder Recherche lassen sich jetzt wenigstens einige Ergebnisse der frühen Hügelöffnungen erkennen (Pollmann 1990/91). Danach deutet sich die bekannte Zweiteilung im bronzezeitlichen Bestattungsritus an. In einem Fall darf mit einer gewissen Vorsicht auf eine Körperbestattung im Zentrum eines Grabhügels geschlossen werden, was dem älteren Grabbrauch entspricht. In der Mehrzahl waren jedoch Urnen zutage gekommen, die eine schützende Steinsetzung erhalten hatten. Diese gehören in die jüngere Bronzezeit oder die beginnende Eisenzeit und können als Nachbestattungen angesehen werden. Wieviele Hügel Anfang des 20. Jahrhunderts aufgegraben wurden, bleibt unklar. Nach der Rekonstruktion der Ereignisse durch H.-O. Pollmann wird man von ungefähr 10 ausgehen können. Da man den Inhalt der übrigen Hügel nicht kennt, bleibt nur die Einschätzung über die äußere Form. Die Hügel im Giesener Holz sind relativ groß, was als Indiz für eine frühe Entstehung und Anlage mit Baumsarg gewertet wird.

Der Raum um Hildesheim, der Rand des Berglandes mit den Verkehrswegen im Innerste- und besonders im Leinetal, scheint in damaliger Zeit eine kulturelle Mittlerfunktion besessen zu haben. Die Gesamtschau der bronzezeitlichen Funde im Landkreis Hildesheim durch M. Geschwinde belegt einen durchaus eigenständigen Charakter, beginnend mit der Zuwanderung einer Aunjetitzer-Gruppe aus dem Osten. Er zeigt aber auch in einer Vielzahl von Fundstücken den regen Austausch mit den bronzezeitlichen Kulturzentren im östlichen Hessen und im nordöstlichen Niedersachsen.


Bild 1: Wir versuchen mit verschiedenen Tricks, Höhe und Ausdehnung der Hügelgräber zu verdeutlichen. Auf diesem Bild zeichnet sich besonders auf der rechten Seite die Rundung gegen helles Licht ganz gut ab.

Bild 2: Hier steht Eva Klöckner vor einem weiteren Grabhügel, der sich nach rechts aufwölbt und fast ihre Kopfhöhe erreicht. Links hinter ihr, in weiterer Entfernung, ist die Informationstafel zum Hügelgräberfeld gerade noch zu erkennen. Und wer die Gräber wirklich nicht sieht, findet zumindest die Tafel.

Bild 3: Nach einem nicht allzu langen Spaziergang ist der Waldrand erreicht und man blickt vom sanft ansteigenden Hang in die Innerste-Niederung. Wir wissen nicht, was die Menschen der Bronzezeit von diesem Standort aus gesehen haben. Wir jedoch sehen zwei gewaltige Silotürme und eine Windkraftanlage, ferner das Dorf Hasede und den letzten Rest eines Hartholz-Auwaldes (Linksammlung).



Lage und Weg


Lage: Rund 5 km Luftlinie von der Hildesheimer Innenstadt entfernt Richtung Nordwest, südlich des Ortes Groß Giesen in den Giesener Bergen.
Weg: Von Hildesheim die B 6 nach Hasede, Landstraße nach Klein Giesen und weiter nach Groß Giesen. Dort der Wegweisung zum Sportplatz ("Waldstadion") folgen, der am südlichen Ortsrand liegt. Am Parkplatz vor dem Stadion beginnt ein breiter Waldweg, der in leichter Steigung den Höhenrücken hinaufführt (etwa Richtung Süd). Diesem Weg 500 m folgen, die erste Hügelgruppe ist dann rechterhand jenseits eines schmalen Parallelweges zu entdecken (Informationstafel).
| Kartenwerkzeug Darstellung dieser Besuchsstation


Informationsbasis


Gedruckte Literatur
Führer Vorgeschichte 1981(49), 292-297 (E. Cosack); Lauer 1988, 79-80; Geschwinde 1990/91; Pollmann 1990/91
Vollständige Nachweise in der Literaturliste


Linksammlung


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| Haseder Busch Hartholz-Auwald im Tal der Innerste



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Autor dieser Seite: R. Slawski
http://www.region-braunschweig.de/archaeo/ao-giesen-01.html, Stand: 3. Dezember 2004