Wenn sich die Nutzung als Quellheiligtum für verschiedene Plätze innerhalb der Region Braunschweig • Ostfalen nur vermuten lässt, so unterliegt diese Rolle bei der Apenteichquelle keinem Zweifel. Das archäologische Fundgut bietet dafür den eindeutigen Beleg. Auch heute noch erfreut sich die Quelle einiger Beliebtheit. An jenem Sommertag, an dem wir das erste Mal dort waren, begegneten wir auf dem Rückweg mehreren Frauen, die mit größeren Behältnissen zum Quell zogen, um etwas von dem kühlen frischen Wasser zu holen.
Der Quellbereich schmiegt sich als eine Art Mulde an den Fuß eines steilen Hanges. An der Ostseite sorgt eine Steinfassung für einen gebündelten Wasseraustritt, während es an anderen Stellen einfach nur sprudelt, quillt und sickert. Auch im sehr trockenen Sommer 2003 war noch eine beträchtliche Schüttung festzustellen. Das Wasser rinnt aus der Quellmulde über einen Schotterkörper in das nahe Bachtal, das weiter oberhalb zwischen den Winzenburger Höhenrücken seinen Ursprung besitzt. In dem recht engen Talzug lassen sich mehrere Teichdämme erkennen.
Erdarbeiten in der Quellzone förderten 1950 ganz unerwartet das erste Fundstück, eine Bronzenadel, zutage. Lage und Ort deuteten stark auf eine Opfergabe hin. Danach wurden weitere Erdbewegungen von der zuständigen Kreisarchäologie sorgsam beobachtet. Zum gesamten Fundgut gehören jetzt ein großes Flintbeil und eine Steinaxt, ferner die Reste von drei Bronzeringen, die erwähnte Schmucknadel und eine Fibel, also eine Gewandschließe. Die meisten dieser Gegenstände sind durch Vergleichsstücke recht gut zu datieren. Eine gewisse Überraschung liegt in der breiten zeitlichen Streuung der Weihegaben. Demnach muss dieser Quellort bereits in der Jungsteinzeit besucht worden sein (Zeit der Trichterbecher- oder der Einzelgrabkultur), die Bronzezeit ist gut vertreten, und eine weitere Etappe lässt sich für den älteren Abschnitt der Vorrömischen Eisenzeit erkennen.
Wer oder was hier verehrt wurde, welche konkreten Vorstellungen mit den Opfergaben verbunden waren, lässt sich nicht sagen. Bei der Objektstreuung über mindestens eineinhalb Jahrtausende bleibt fraglich, ob die Bedeutung des Ortes weitervermittelt wurde, oder ob verschiedene Kulturen den Quell neu für sich entdeckt haben. Ganz allgemein kann festgestellt werden, dass die älteren Religionen der Natur und ihren Gegebenheiten in heute kaum mehr vorstellbarer Weise nahe gestanden haben. Ein später Reflex ist der Bericht des römischen Geschichtsschreibers Tacitus, durch den wir von den germanischen Opferplätzen erfahren. Karl der Große lässt schließlich, nach der Eroberung des Sachsenlandes, das Opfern an Quellen bei Todesstrafe verbieten. Damit beginnt das christliche Zeitalter in Norddeutschland.
Dass es jedoch zu den christlichen Vorstellungen von Glaube, Opfer und Verehrung eine Gegenbewegung gibt, lässt sich auch an der Apenteichquelle und in ihrer Umgebung erkennen. Man sollte öfter kommen und genauer hinsehen.
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