Logo: Region Braunschweig, Ostfalen

HomeKultur: ZeugnisseBurgenOrteRegenstein: Überblick

Zur Seite: Karte, OrteZur Seite: Themen

Der Regenstein:
Aus der Geschichte


Auf dieser Seite:

Ein besonderer Felsen ...Nach unten

Die Zeit der GrafenNach unten

Preußische FestungNach unten


Ein besonderer Felsen ...

Der Regenstein muß auch heute noch als eine ganz außergewöhnliche Stätte bezeichnet werden. Die naturgegebene Voraussetzung bildet ein Sandsteinmassiv, das nach Norden einen 75 tiefen Steilabfall aufweist. Die übrigen Seiten besitzen zum Teil ebenfalls beträchtliche Hangneigungen.

Dieser Ort war prädestiniert für die Anlage einer Höhenburg. Wieweit die Befestigung zeitlich zurückreicht, und ob nicht etwa eine vorgeschichtliche Nutzung des Platzes als Kultstätte vorliegt, bleibt der Spekulation überlassen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sich die vor- und frühgeschichtliche Funktion auch nicht mehr aufklären lassen, da nachfolgende Generationen für eine gründliche Überformung gesorgt haben. Der Felsen besteht aus einem Sandstein der Kreidezeit (Obere Kreide, "Heidelbergschichten"), der sich leicht bearbeiten läßt und es dadurch erlaubte, ein System aus künstlichen Gängen und Kammern anzulegen. Der obere Teil des Felsens wirkt aus diesem Grunde ziemlich zerlöchert.

Zu unterscheiden sind zwei große Bauepochen: Aufbau, Bestand und Verfall der mittelalterlichen Burg sowie nachfolgend die Errichtung einer barocken Festungsanlage. Diese wurde noch im Verlauf des 7jährigen Krieges auf Befehl Friedrichs des Großen geschleift (ab 1759). Die damaligen Besitzverhältnisse allerdings überdauerten die Zeiten: Der Felsen blieb preußisch und bildete bis 1945 eine eigene Zwerggemeinde inmitten des braunschweigischen Landkreises Blankenburg. Den Ausgangspunkt um die territorialen Streitigkeiten am Regenstein muß man im 12. Jahrhundert suchen.


Die Zeit der Grafen

Die bekannte Geschichte beginnt 1169 mit Konrad (I.) von Regenstein, der als Sproß des Blankenburger Grafenhauses den Felsen zugewiesen bekommt und hier eine eigene Herrschaft errichtet. Die Grafschaft insgesamt und später auch ihre drei Teilgebiete gingen als Lehen von den Halberstädter Bischöfen aus. Für den Felsen Regenstein aber beanspruchte Heinrich der Löwe eine Oberlehenshoheit. Ohne daß sich diese Rechte klar verfolgen ließen, kann man auch im 14. Jh. noch Belehnungen durch die welfischen Herzöge vermerken. Doch zurück zum ersten Konrad. Dieser gerät - als Parteigänger der Welfen - in die Auseinandersetzungen zwischen Herzog Heinrich dem Löwen und Kaiser Friedrich Barbarossa. Die Burg wird 1180 zerstört. Konrad trifft man später als Laienbruder im nahen Kloster Michaelstein wieder. Die Blankenburger bauen Burg Regenstein (auch "Reinstein" genannt) wieder auf. Teile dieser Anlage, zum Beispiel die Grundgeschosse des Bergfriedes, sind erhalten.

Die verschiedenen Erbteilungen des Grafenhauses Blankenburg-Regenstein übergehen wir hier. Zur territorialen Geschichte ist in Kürze nur festzustellen, daß die Grafen in blutigen Kämpfen mit den Halberstädter Bischöfen einen großen Teil ihres sehr ausgedehnten Besitzes zwischen Harz und Großem Bruch abgeben mußten. Seit 1368 gab es wieder eine Gesamtherrschaft, allerdings zog man die bequemere Residenz auf der Blankenburg vor. Burg Regenstein war offenbar zeitweise unbewohnt und wird in einer Besitzbestätigung von 1491 gar nicht mehr aufgeführt: der Verfall hatte begonnen. Bereits im 16. Jh. mehren sich Berichte über die recht eindrucksvolle Ruine. Erstaunlicherweise wird der Ort zum Ziel von Besuchern, man würde heute sagen: von Touristen. Matthaeus Merian bietet in seiner "Topographia" (1654) eine Abbildung der verfallenen Burg.


Preußische Festung

Zwischenzeitlich, nämlich im Jahre 1599, war das Grafenhaus Blankenburg-Regenstein ausgestorben. Ob der Erbvertrag, der den Braunschweiger Herzögen die Grafschaft sicherte, tatsächlich ganz einwandfrei war, darf bezweifelt werden: Denn der Heimfall des Lehens erfolgte an Halberstadt, dessen Bischof ein Braunschweiger Herzog war, der sich selbst (als Welfe) das Blankenburger Erbe sicherte. Das Bistum Halberstadt als Territorium gelangte nach dem 30jährigen Krieg an Brandenburg-Preußen (1648), und die neuen Herren erhoben jetzt auch Anspruch auf den Regenstein. 1662 läßt der Große Kurfürst den Felsen militärisch besetzen, die sieben braunschweigischen Soldaten werden vertrieben. Die militärische Präsenz Preußens wird dann allerdings beträchtlich und sorgt für eindeutige Verhältnisse. Nun entsteht eine Festung mit gewaltigen Eckbastionen, die sich über insgesamt 1,5 Hektar Fläche erstreckt; die alte Burg nimmt davon nur einen kleinen Teil ein. Im Jahre 1687 stehen 150 Mann in der Festung; man verfügt über 13 Geschütze, 3300 Kanonenkugeln und 12.000 Handgranaten.

Das Ende der Festung Regenstein noch im Verlauf des 7jährigen Krieges ist oben bereits erwähnt worden. Vorangegangen war eine Besetzung durch französische Truppen. Aus dieser Erfahrung heraus, daß nämlich eine solche Anlage in der Hand des Gegners einen bösen Stachel im eigenen Fleisch darstellen konnte, wurden die Tore, Wälle und Bastionen geschleift. Man muß sich aber wundern, wieviel dann doch erhalten blieb. Der heutige Besucher kann das militärische Befestigungswerk in seiner Gesamtheit und in vielen Details noch gut erfassen.



Literatur
Historische Stätten, Provinz Sachsen Anhalt, 1987. Ergänzend Stolberg 1968. Besondere Einzelangaben im Text in Klammern gesetzt. Nachweise finden sich unter Burgen: Literatur.

Zum Seitenanfang
 

Region Braunschweig • Ostfalen. Bildungs- und Informationsprogramm
Impressum  
http://www.region-braunschweig.de/burgen/orte/blankenburg-regenstein90.html, Stand: 3. November 2005