Logo: Region Braunschweig, Ostfalen

HomeKultur: ZeugnisseBurgenOrteHessen: Überblick

Zur Seite: Karte, OrteZur Seite: Themen

Burg Hessen: Aus der Geschichte


Trotz der Verluste an Bausubstanz und des in beträchtlichen Teilen immer noch ruinösen Zustandes bildet die alte Burg Hessen ein eindrucksvolles Bild. Auffallende Wegzeichen setzen die beiden bis über 30 m hohen Bergfriede.

Nach Anlage des sogenannten Hessendammes über das Große Bruch, der wahrscheinlich ab 1343 entstand, lief der Fernverkehr Braunschweig - Halberstadt - Leipzig nicht mehr über Hornburg, sondern nahm die kürzere Verbindung über Hessen. Die Burg am Rande der Niederung hatte den Dammweg zu sichern. Ihr fiel nun die entscheidende Aufgabe bei der Kontrolle dieser wichtigen Straßenverbindung zu, an dieser Stelle mußte Zoll und Wegegeld entrichtet werden. Aus Sicht der Braunschweiger Herzöge bildete die Burg einen strategischen Brückenkopf an der südlichen Seite des Großen Bruches.

Der Ort Hessen wird bereits 966 erwähnt. 1129 tritt erstmals eine Familie "von Hessen" auf, woraus auf das Bestehen einer Burg geschlossen werden kann. Nach deren Aussterben übernehmen die Grafen von Regenstein den Besitz, die ihn 1343 an die Herzöge von Braunschweig veräußern. Als Pfandbesitzer treten dann mehrfach Adelsfamilien auf, etwa die von der Schulenburg, aber auch die Stadt Braunschweig, die ihre Fernhandelsverbindungen gegen Raub und Überfälle sichern wollte (1355-1408).

Seit 1560 residierte der nachmalige Herzog Julius von Braunschweig auf dem fürstlichen Besitztum Hessen. Durch mehrfache Aus- und Umbauten gewann die Anlage den Charakter eines Renaissance-Schlosses. Zwischen 1589 und 1627 diente Hessen als Witwensitz Braunschweiger Herzoginnen (lt. Stolberg). 1654 werden nochmals Bauarbeiten unter Herzog August dem Jüngeren durchgeführt. Im Jahre 1755 - das Anwesen wurde nun als Domäne (Staatsgut) genutzt - waren die Wassergräben noch an allen vier Seiten vorhanden. In das mittlere 18. Jahrhundert gehört die Ausgestaltung des Westflügels der Unterburg zum Herrenhaus, das lange Zeit als Pächterwohnhaus diente; es ist bis heute erhalten.

Der Ort Hessen kam 1941 im Zuge einer Gebietsreform, die mit dem Aufbau der Salzgitter-Industrie zusammenhing, gegen den Tausch von Hornburg an die damalige preußische Provinz Sachsen. Dieser Zuordnung folgte auch die Grenzziehung der Alliierten, allerdings erst nach einem kuriosen Zwischenspiel, bei dem der Ort zum Niemandsland zwischen den Besatzungsmächten wurde. Das recht stattliche Dorf gehört heute zum Bundesland Sachsen-Anhalt, obwohl es historisch die längste Zeit mit dem Land Braunschweig als Teil Niedersachsens verbunden war.

Der Förderverein Schloß Hessen e.V. bemüht sich um die Sicherung und Wiederherstellung der Baulichkeiten. Inwieweit der in Beschreibungen überlieferte Schloßgarten wiedererstehen kann, ist jedoch ungeklärt. Dieser galt als ein hervorragendes Beispiel für die Gartenkunst der späten Renaissance. Die dortige Pflanzensammlung gehörte mit 1700 Arten zu den größten in Europa.



Literatur
Handbuch Historische Stätten, Provinz Sachsen Anhalt, 1987. Ergänzend Stolberg 1968 sowie Dehio, Bezirk Magdeburg, 1974. Nachweise unter Burgen: Literatur.
Als jüngst erschienene Monographie ist zu nennen: Britta Böttcher und Sandor Kotyrba, Schloss Hessen. Kunsthistorische und bauanalytische Betrachtung eines Wahrzeichens, Hg. Förderverein Schloss Hessen e.V., Hessen (Sachsen-Anhalt) 2001.

Zum Seitenanfang
 

Region Braunschweig • Ostfalen. Bildungs- und Informationsprogramm
Impressum  
http://www.region-braunschweig.de/burgen/orte/hessen90.html, Stand: 3. November 2005