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Pfalz Werla:
Aus der Geschichte


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Blütezeit vor 1000 JahrenNach unten

Die Wiederentdeckung der PfalzNach unten

Pfalz Werla, Bild: Gedenkstein


Blütezeit vor 1000 Jahren

Die herausragende Rolle der Pfalz Werla wird aus den Urkunden des 10. und frühen 11. Jahrhunderts deutlich. Einige recht aussagekräftige chronikalische Notizen runden das Bild ab. Insgesamt lassen sich für die Zeit zwischen 926 und 1039 (Tod Konrads II.) 15 Königsaufenthalte an diesem Ort zählen.

Bereits die früheste Nachricht führt uns zu einem "großen" Ereignis. Widukind von Corvey beschreibt das Geschehen beim Einfall der Ungarn im Jahre 926. Deren Reiterzüge hatten wiederholt Furcht und Schrecken in Mitteleuropa verbreitet und es schien keinerlei militärisches Mittel vorhanden, um den Plünderungen wirksam zu begegnen. Doch der Zufall half: König Heinrich I. hatte sich auf die Werla zurückgezogen, die damals bereits irgendeine Art von Befestigung besessen haben muß. Einem Expeditionstrupp fiel nun einer der gegnerischen Heerführer in die Hände, der "gefangen und gebunden" vor den König geführt wurde. "Diesen", so Widukind, "liebten die Ungarn so sehr, daß sie als Lösegeld für ihn eine ungeheure Summe Goldes und Silbers anboten". Heinrich I. nahm dieses Angebot allerdings nicht an, sondern erhandelte einen neunjährigen Waffenstillstand, der - wie die Zukunft zeigen sollte - mit Erfolg für die eigenen Rüstungsanstrengungen genutzt werden konnte.

Um noch ein weiteres Ereignis mit reichsweiten Auswirkungen zu nennen, sei nur die (sächsiche) Adelsversammlung von 1002 angeführt, die Heinrich II. zum Nachfolger im Königsamt bestimmte, wovon uns der Zeitgenosse Thietmar von Merseburg berichtet. Damit wird noch eine zweite Aufgabe des Platzes Werla deutlich: Dieser war Versammlungsort für die Führer des Sachsenstammes, auch unabhängig von der königlichen Nutzung. Wie es zur Ausbildung dieser Funktion kam, ist bis heute nicht geklärt. Zeitweilig wurde angenommen, daß der Name Werla einst "Männerwald" bedeutete. Die jüngere Ortsnamenforschung hat dies aber zurückgewiesen und geht jetzt von einer Bezeichnung für einen kleinen Bach aus.

Der Blick auf die Königsaufenthalte zeigt, daß keiner der 6 deutschen Herrscher von Heinrich I. bis zu Konrad II. in der Aufzählung fehlt. Manchmal ergeben sich sogar regelrechte Jahresfolgen, zum Beispiel für 936, 937 und 939, 940 (Otto I.) oder 973, 974, 975 (Otto II.).

Unter Heinrich II. deutet sich aber bereits die künftige Rolle Goslars an, wo inzwischen reiche Silbererzvorkommen ausgebeutet wurden. Auf seinen kaiserlichen Befehl wird 1017 die Pfalzfunktion nach Goslar übertragen. Sein Nachfolger, Konrad II., hält noch eine Reichsversammlung an der alten Stätte ab, aber seine Bemühungen konzentrieren sich bereits auf den neuen königlichen Bezirk am Nordrand des Harzgebirges.

Das letzte Mal lädt 1180 ein deutscher König zum Hoftag auf der Werla ein. Es ist Friedrich Barbarossa, der sicherlich mit Bedacht diesen so sehr in der sächsischen Geschichte verwurzelten Ort wählte, um die Bestrafung Herzog Heinrichs des Löwen in die Wege zu leiten.


Die Wiederentdeckung der Pfalz

Man kann sich nur darüber wundern, daß die königliche Stätte hoch über der Oker so weitgehend in Vergessenheit geraten konnte. Erst im 19. Jahrhundert, nachdem die Pfalz an den unterschiedlichsten Orten vermutet worden war, verstärkten sich die Hinweise auf den Kreuzberg zwischen Burgdorf und Schladen.

Sichere Erkenntnisse brachten erst die groß angelegten Ausgrabungen von 1934-39 und 1957-64. Bereits in den 1930er Jahre wurde unterstützend die Auswertung von Flugaufnahmen herangezogen, damals ein ganz neuartiges Verfahren. Die Luftbilder zeigten linienhafte Verfärbungen in den angrenzenden Ackerflächen. Daraus ließ sich auf die gewaltigen Ausmaße der Pfalz schließen, die nach den verschiedenen Ausbaumaßnahmen entstanden waren. Nachgrabungen bestätigten die Farbunterschiede als ehemalige Gräben, Wälle und Mauerzüge.

An die Kernburg auf dem vorderen Teil des Plateaus, das sich 17 m über dem Fluß erhebt, schlossen sich 2 Vorburgen an. Insgesamt war ein Areal von rund 20 Hektar in die Befestigung einbezogen.

Die Bebauung des inneren Bezirkes im frühen Mittelalter verdeutlicht ein Modell, das sich im Besitz des Braunschweigischen Landesmuseums befindet. Allerdings ließen sich nur die Steinbauten, nicht aber die ehemals vorhandenen Nebengebäude aus Fachwerk rekonstruieren. Dennoch entsteht eine gute Vorstellung vom einstigen Glanz dieser königlichen Pfalz, die so vollständig vom Erdboden verschwand.



Literatur
Zur ersten Information können die entsprechenden Artikel in Historische Stätten 1976, Dehio 1977 und Schultz 1989 dienen. Ferner ist anzuführen Hans-Wilhelm Heine, Werlaburgdorf, die Königspfalz Werla, in: Steinmetz 1997, S.314-321. Nachweise unter Burgen: Literatur
Neu erschienen:
Robert Slawski, Die Königspfalz Werla. Forschungsreise in das 10. Jahrhundert, Braunschweig 2005. Mehr über dieses Buch unter Zelter Verlag

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Impressum  
http://www.region-braunschweig.de/burgen/orte/schladen-werla90.html, Stand: 3. November 2005