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Die Wolfsburg:
Aus der Geschichte


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Anfänge. Bauliche EntwicklungNach unten

Fragen um die LandeshoheitNach unten

20. JahrhundertNach unten


Anfänge und bauliche Entwicklung

Die Verengung des sumpfigen Allerurstromtales auf weniger als 2 km Breite in der Umgebung der späteren Wolfsburg läßt es als sicher erscheinen, daß in dessen Nähe schon in grauer Vorzeit ein Furtweg bestand, der die Landschaften der Südheide und der Altmark mit dem nördlichen Harzvorland verband. Eine ältere Burg am Allerübergang ist im 2,5 km östlich gelegenen Vorsfelde zu vermuten, worauf auch Grabungsergebnisse hindeuten. Die neuere Forschung stimmt weitgehend darin überein, daß sich die Gründer der Wolfsburg, die Ritter von Bartensleben, erst um 1300 hier niederlassen.

Die Anfänge der Familie von Bartensleben, deren Stammsitz die Wolfsburg werden sollte, verschwinden im Dunkel der Geschichte. Nicht unwahrscheinlich ist, daß diese zunächst zu den (unfreien) Ministerialen des Klosters St. Ludgeri gehörten und sich im Verwaltungs- und Waffendienst bewährten. Damit zeichnet sich ein typischer Aufstieg aus der Ministerialität in den niederen Adel ab, der sich einerseits in der selbstbewußten Herkunftsbezeichnung (Groß Bartensleben, 7 km östlich von Helmstedt), andererseits in der Wappenführung ausdrückt. Das Wappenbild zeigt einen Wolf über zwei Korngarben.

An der mittleren Aller sehen wir die von Bartensleben zunächst im Dienste des Markgrafen von Brandenburg, der im Gerichtsbezirk des Dorfes Hehlingen seine Herrschaftsposition sichern will. 1302 wird das erste Mal eine "Wolfsburg" genannt; eine etwas jüngere Quelle erklärt, daß diese Burg tatsächlich eine neu errichtete Anlage darstellt. Beteiligt waren die Brüder Burchard, Günzel, Günther und Werner von Bartensleben, die sehr geschickt die geografische und die räumlich-politische Situation für ihre eigenen Zwecke nutzten.

Ältester baulicher Bestandteil des heutigen Schlosses ist der im nordwestlichen Abschnitt des Gebäudegevierts stehende Bergfried. Im Unterschied zu den daran anschließenden Trakten besitzt dieser Turm nur wenige und sehr kleine Lichtöffnungen. Erhalten ist der über 10 m hoch liegende Zustieg in den Wehrturm. Die übrigen Baukörper der mittelalterlichen Burg sind durch die sehr ausgreifenden Maßnahmen des späten 16. Jahrhunderts gänzlich überformt worden. Wenige Jahre nach dem 30jährigen Krieg bildet Merian ein großzügiges Renaissanceschloß ab: "ist ein ansehnlich kostbares von lauter Steinen aufgeführtes Gebäu ... aber bei diesem Kriegswesen, weil es ziemlich fest und ein guter Paß, unterschiedlich occupirt worden." Der Kupferstich zeigt den viergeschossigen Ostflügel, der sichtbar den Hauptbau bildet, davor eine durch Türme verstärkte Ringmauer, die sich um den inneren Schloßkomplex legt. Das umlaufende doppelte Grabensystem wurde erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts zugeschüttet. Geblieben ist ein Flußlauf der Aller, der das Schloßgelände östlich berührt.


Fragen um die Landeshoheit

Im Verlauf des Spätmittelalters gelingt es denen von Bartensleben in wechselnden Koalitionen mit ihren mächtigen Nachbarn die eigene Unabhängigkeit zu behaupten und ihren Herrschaftsbezirk beträchtlich auszudehnen (vgl. auch Neuhaus: Geschichte). 1344/45 sieht man sie in einem Dienstverhältnis zu den Welfen, 1372 unterstellen sie sich der Lehnshoheit des Magdeburger Erzbischofs, 1397 übernehmen sie den "erblichen Dienst" bei dem braunschweigischen Herzog Friedrich. Der mehrfache Frontenwechsel führte zu einer nachhaltigen Verwirrung in Bezug auf die Landeshoheit. Der Streit um diese Frage lebte während des 30jährigen Krieges und noch einmal im 18. Jh. wieder auf, wobei sich die Braunschweiger Welfen einerseits, das Erzstift und sein Rechtsnachfolger Brandenburg-Preußen andererseits gegenüberstanden.

Im Ergebnis blieben die Gebiete um die Wolfsburg und um Hehlingen unter preußischer Landeshoheit; bis 1866 als isolierte Gebietssplitter. Davon zu trennen ist allerdings die Geschichte des benachbarten Amtes Vorsfelde, zu dem die Burg, der Flecken und mehr als ein Dutzend Dörfer gehörten. Seit 1389 als Dauerlehen der Welfen an die von Bartensleben vergeben, fiel es mit dem Tod des letzten männlichen Angehörigen an das Herzogtum Braunschweig zurück (1742). Der Wolfsburger Besitz im engeren Sinne ging über die Heirat der Erbtochter Anna an die Grafen von der Schulenburg.


20. Jahrhundert

Das Automobilwerk, durch das Wolfsburgs Namen weltweit bekannt geworden ist, entstand ab 1938 auf den dafür angekauften gräflichen Besitzungen westlich der Wolfsburg. Das Schloß gelangte erst 1943 in kommunales Eigentum und wurde dann 1945 Namenspate für die entstehende Großstadt, die zuerst nach dem (geplanten) Hauptprodukt, dem "KdF-Wagen" benannt war. KdF hieß damals Kraft durch Freude. In den Nachkriegsjahren nannte man das Fahrzeug dann Volkswagen Käfer. Im Schloß Wolfsburg befinden sich heute städtische Repräsentationsräume, daneben wird es als Ausstellungs- und Kulturzentrum genutzt. Und wer will, kann hier auch heiraten.



Literatur
Historische Stätten Niedersachsen und Bremen, 1976. Schultz 1989.
Nachweise für die vorgenannten Titel unter Burgen: Literatur.
Als jüngere Darstellung ist anzuführen: Die Geschichte der Region, des Schlosses und der Stadt Wolfsburg, Hg. Stadtmuseum Schloss Wolfsburg, 2000 (mit Angabe von weiteren Schriften).

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http://www.region-braunschweig.de/burgen/orte/wolfsburg90.html, Stand: 3. November 2005