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Burg Neuhaus:
Aus der Geschichte


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Bürger und Herzog gemeinsamNach unten

"Pfandschlösser" sichern die HandelswegeNach unten

Ein dreister TreuebruchNach unten


Bürger und Herzog gemeinsam

Neuhaus oder Neues Haus ist im Grunde eine Allerweltsbezeichnung, die sich selbst in den regionalen Quellen mehrfach und dann für verschiedene Objekte nachweisen läßt. Es ist allerdings hinzuzufügen, daß damals mit dem Begriff "festes Haus" eine Burg im heutigen Sinne oder zumindest einen Bestandteil einer Burg gemeint war. Deutlicher wird dies in der lateinischen Benennung als Novum Castrum, wörtlich zu übersetzen als Neue Burg.

Novum Castrum, gut 2 Kilometer südlich der Aller, nicht weit entfernt vom heutigen Ort Vorsfelde (n.) und der alten Wolfsburg (nw.), muß unterschieden werden von einer Burganlage bei Königslutter, die den gleichen Namen trug. Der dortige Verteidigungsposten tritt aber nach 1355 in den Schriftquellen nicht mehr auf. Burg Neuhaus am Allertal ist nachweislich zwischen 1370 und 1374 errichtet worden. Das Bauvorhaben stellt eine direkte Reaktion auf den Verlust der Burg Vorsfelde dar; die Bauherrschaft lag je zur Hälfte bei Herzog Magnus d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel und bei der Stadt Braunschweig. Für den Rat der Hansestadt stand die Sicherung der Fernhandelsverbindung in die Altmark im Vordergrund.


"Pfandschlösser" sichern die Handelswege

Ein bürgerliches Bemühen, das auf die Sicherung der Handelsstraßen gerichtet war, zeichnet sich bereits in den Beistandspakten des 13. Jhs. ab, die von einzelnen Städten untereinander abgeschlossen wurden. Im 14. Jh. beginnen die mächtigsten Städte, darunter auch Braunschweig, mit dem Erwerb von Burgen. Dieses Vorgehen ist im Braunschweigischen als "Pfandschloß-Politik" gekennzeichnet worden, da die Bürger nicht ein dauerhaftes Eigentum, sondern nur ein begrenztes Besitzrecht "als Pfand" erwarben. Als Straßenposten sollten die festen Stützpunkte einzelne Frachtwagen oder ganze Wagenzüge vor Überfällen schützen. Im Rahmen dieser Bemühungen besaß Braunschweig zeitweilig ein Dutzend Burgen, jeweils im Abstand von etwa einer halben Tagesreise, aufgereiht an den wichtigsten Straßen in beinahe alle Himmelsrichtungen (vgl. dazu auch Asseburg: Geschichte).

Der Handelsweg in die Altmark, Richtung Salzwedel und Stendal, war zunächst durch die Burg Campen gesichert (bei Flechtorf, am Schunterübergang), die sich 140 Jahre im Besitz der Stadt Braunschweig befunden hat. Den nächsten Außenposten bildete seit 1364 das "Schloß" Vorsfelde, zu dem das benachbarte Städtchen und ein ausgedehnter Gerichtsbezirk gehörte. Die Burg schützte den wichtigen Allerübergang, der hier die geringe Breite der Niederung nutzte, zwischen den Sümpfen des Drömlings und des Barnbruches hindurch.


Ein dreister Treuebruch

An dieser Stelle muß nun von einem dreisten Treuebruch berichtet werden. - Nicht selten gab die Handelsstadt die in Pfandbesitz übernommenen Burgen an Adlige weiter, die sich zur Öffnung für städtische Truppen im Bedarfsfall vertraglich verpflichten mußten. So wurde auch hier verfahren. Allerdings dachten die Brüder Werner und Gunzel von Bartensleben, die 1367 die Nutzung der Burg übernommen hatten, gar nicht daran, ihre Verpflichtung einzuhalten (vgl. Wolfsburg: Geschichte). Den Rückhalt fanden sie bei Herzog Albrecht von Sachsen, der sich mittlerweile wegen der Erbfolge im Lüneburger Territorium im offenen Krieg mit den Welfen befand (1370-74). Die Bürgertruppen sahen sich plötzlich ausgesperrt; der Wolfenbütteler Herzog mußte befürchten, daß seine Gegner hier einen entscheidenden Stützpunkt gewinnen.

Die beiden ungleichen Partner taten sich daraufhin zusammen um schnellstmöglich ein militärisches Gegengewicht zu schaffen. Die Errichtung von Burg Neuhaus war bereits 1372 im wesentlichen abgeschlossen, wie die Abmachungen über die Baukosten belegen.

Berichten wir noch kurz die weitere Geschichte. Die Braunschweiger Besitzanteile an Neuhaus gingen der Stadt bald darauf verloren, was mit den Wirren im Gefolge des innerstädtischen Aufstandes von 1374 zusammenhing. Die Burg bleibt in der Folgezeit ein Vorposten der Welfen, der aber vielfach an Adlige weiterverpfändet wird; schließlich wird Neuhaus zu einem herzoglichen Amtssitz. Andererseits behielt die Familie von Bartensleben die Herrschaft Vorsfelde als Dauerlehen, das erst nach ihrem Aussterben 1742 an Braunschweig-Wolfenbüttel zurückfällt.



Literatur
Germer 1937. Historische Stätten, Niedersachsen und Bremen, 1976. Nachweise unter Burgen: Literatur.
Ferner anzuführen: Hermann Achilles, Dokumentationsräume in der Burg Neuhaus. Aus der Geschichte der Burg, Hg. Kulturamt der Stadt Wolfsburg, Wolfsburg o.J.

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Impressum  
http://www.region-braunschweig.de/burgen/orte/wolfsburg-neuhaus90.html, Stand: 3. November 2005