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Landkreis Wolfenbüttel

Der Tumulus von Evessen

Der schönste Grabhügel des Braunschweiger Landes

Epoche: Bronzezeit? Merowingerzeit? Additive Entstehung?


Der Tumulus von Evessen gehört zweifellos zu den bedeutendsten prähistorischen Zeugnissen des alten Braunschweiger Landes. Prächtig aufgewölbt erhebt er sich rund 6 Meter hoch, die alte Linde obendrauf breitet ihre Äste weit in alle Richtungen. Was in dem Hügel steckt, weiß niemand. Dennoch kann als sicher gelten, dass es sich um eine vorgeschichtliche Grabanlage handelt. Tumulus heißt übrigens einfach nur "Hügel", der lateinische Begriff ist jedoch zu einer Typenbezeichnung aufgestiegen, mit der die steil geböschten Grabhügel in der Braunschweiger Umgebung bezeichnet werden. Daneben gibt es noch eine eher umgangssprachliche Benennung, man sagt dann: das Hoch von Evessen.

Seine ungestörte Bewahrung hat der steile Hügel mehreren Umständen zu verdanken. Unter dem Lindenbaum wurde über Jahrhunderte hinweg Recht gesprochen, bis 1808 tagte hier nachweislich das Vogteigericht. Und allein dies dürfte ausgereicht haben, um eine wilde Schatzgräberei zu verhindern. Solchen Unternehmungen sind dann tatsächlich mehrere Hügel der Umgebung zum Opfer gefallen, wie uns einer der Dorfpfarrer überliefert hat (1745). Zutage trat in einem Falle eine Steinsetzung, als Funde "nur" eine Urne, verbrannte Knochen und ein Backenzahn. Was sich für den auf Reichtum hoffenden Bauern als wertlos erwies, hätte für die wissenschaftliche Erkenntnis eine wahre Goldgrube dargestellt.

Der zweite Grund für die Erhaltung besteht noch heute fort, er verbindet sich mit der Linde. Denn dem ungefähr 800jährigen Baum maß man in älterer Zeit wundertätige Kräfte zu. So berichtet Richard Andree in seiner Braunschweiger Volkskunde (1901) von dem damals noch lebendigen Brauch, Zahnschmerzen auf diese Linde zu übertragen. Unter Aufsagung eines bestimmten Zauberspruches musste der "Patient" einen Nagel einschlagen, was diesen von seinem Leiden befreite. Der Baum wurde mit dem Problem anscheinend besser fertig. Die alten handgeschmiedeten Nägel sind noch im Stamm zu entdecken. Heutigen Tages sind sich alle Verantwortlichen einig, dass der Hügel nicht aufgegraben wird.

Aber der Mensch ist eben doch neugierig. Und wenn wir wissen wollen, was der Hügel darstellt, können wir uns der legendären Überlieferung zuwenden. Demnach wäre es möglich, dass sich ein Riese einen Klumpen Lehm vom Stiefel gekratzt hat, und dann den Baum, den er zu diesem Zwecke ausgerissen hatte, oben in den Klumpen steckte. Wer nicht an Riesen glaubt, könnte immerhin in Erwägung ziehen, dass ein König in einem goldenen Sarg im Tumulus begraben liegt, wie eine andere Sage berichtet.

Und wer auch dies nicht glauben mag, der ist auf die Erkenntnisse angewiesen, die eine frühe wissenschaftliche Untersuchung des Galgenberges bei Klein Vahlberg erbracht hat. Aber um keine falschen Erwartungen zu wecken, sei gleich hinzugefügt, dass sich die Sachlage dort als wesentlich komplizierter erwies, als man es gedacht hatte. Übrigens kann man von Evessen diesen Hügel bei Klein Vahlberg sehen. Geht mit bloßem Auge, besser mit einem Fernglas: Richtung Süd und einige Strich nach Ost, 7 Kilometer Luftlinie. Und dies ist tatsächlich ein weiteres Merkmal der Braunschweiger Tumuli: sie liegen besonders exponiert auf erhöhten Geländepunkten.


Bild 1: Der Tumulus hart an der Landstraße, noch innerhalb der Ortslage. Oben auf dem Hügel wurde über Jahrhunderte hinweg Gerichtstag gehalten.

Bild 2: Aus dieser Perspektive tritt die schön gerundete Form besonders gut in Erscheinung. Die Umgebung ist von schwereren Bausünden verschont geblieben.



Lage und Weg


Lage: Evessen 15 km südöstlich von Braunschweig. Der Tumulus liegt im Ort, unübersehbar an der Landstraße Braunschweig - Schöppenstedt.
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Informationsbasis


Gedruckte Literatur
Andree 1901, 420; Lauer 1979, 166-168; Führer Archäologie 1997, 303-306 (M. Geschwinde)
Vollständige Nachweise in der Literaturliste


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Autor dieser Seite: R. Slawski
http://www.region-braunschweig.de/archaeo/ao-evessen-01.html, Stand: 3. Dezember 2004