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Landkreis Wolfenbüttel

Die Tumuli von Klein Vahlberg

Zwei hohe Grabhügel

Epoche: Jungsteinzeit bis Frühes Mittelalter
Zeitstellung hier: etwa zwischen 2500 v.Chr. und 650 n.Chr. (Angaben für den "Galgenberg")



Klein Vahlberg liegt rund 15 Kilometer Luftlinie südöstlich von Wolfenbüttel, und zwar dort, wo der Waldbestand der Asse zurücktritt, der Höhenrücken selbst aber eine Fortsetzung in Richtung Heeseberg nimmt. Der Ort besitzt zwei gut ausgeprägte prähistorische Grabhügel in besonderer Geländeposition (Tumulus ist dafür die fachliche Bezeichnung, Tumuli dann der Plural). Der eine dieser Tumuli liegt südwestlich oberhalb des Dorfes auf dem Meescheberg, der andere, der "Galgenberg", findet sich unterhalb und nördlich auf einer Geländewelle, die den Rand der Schöppenstedter Mulde markiert. Der Galgenberg ist der einzige der hohen, steil geböschten Grabhügel des Braunschweiger Landes, der bisher wissenschaftlich untersucht worden ist. Von den beiden Hügeln bei Klein Vahlberg ergibt sich eine Sichtbeziehung zu dem berühmten Tumulus von Evessen.

Der Ausgrabung von Klein Vahlberg kommt eine eminente Bedeutung zu, da der Inhalt der übrigen Tumuli unbekannt ist. Die Untersuchung erfolgte bereits 1907, also vor rund einem Jahrhundert, allerdings unter heute noch gültigen Gesichtspunkten. - Man hatte wohl damals bereits gehofft, hier ein eindeutiges Ergebnis zu erzielen, das stellvertretend für andere Grabhügel zu werten ist. Daraus allerdings wurde nichts, die Sache stellte sich wesentlich komplizierter dar, als vermutet.

Im Effekt gesehen liegt dem Hügel ein dreischichtiger Aufbau zugrunde. Die ersten Begräbnisse an diesem Platz erfolgten in der ausgehenden Jungsteinzeit, wobei allenfalls eine sehr flache Erdüberdeckung anzunehmen ist (Glockenbecher-Kultur). Der nächste Akt fällt wahrscheinlich in den älteren Abschnitt der Bronzezeit. Nach einer aufwendigen Bestattung, geschützt von Bruchsteinen, wurde der Hügel etwa bis zu Hälfte der heutigen Höhe angeschüttet. Danach vergingen ungefähr 2000 Jahre bis zur dritten Etappe, einer Beerdigung der Merowingerzeit. Die geborgenen Grabbeigaben, insbesondere zwei Riemenzungen aus vergoldeter Bronze, legen eine Datierung in das frühe 7. Jahrhundert n.Chr. nahe. Bei der bestatteten Person handelt es sich um eine Frau, die im hohen Alter verstorben ist. Einen besonderen Rang dürfen wir nach den Grabbeigaben voraussetzen. Erst nach dieser letzten Bestattung erreichte der Tumulus seine endgültige Größe. Dass er auch später noch eine besondere Bedeutung besessen hat, sagt die Bezeichnung "Galgenberg". Diese letzte Verwendung ist als ein schützender Faktor zu verstehen, denn welcher Landmann hätte es gewagt, neben baumelnden Rechtsbrechern nach Gold und Silber zu suchen?

Was lässt sich nun in Bezug auf die anderen steilen Grabhügel der Braunschweiger Region folgern? Leider nur wenig! Alle drei Zeitstufen, die im Klein Vahlberger Hügel vertreten waren, sind grundsätzlich auch für die anderen Tumuli als potentielle Errichtungszeit anzunehmen. Vielleicht mag man dabei die älteste Phase von Klein Vahlberg noch ausnehmen, da eine höhere Aufhügelung offenbar nicht beabsichtigt war. Andererseits ist hier eine Art "additive Entstehungsgeschichte" deutlich geworden, die möglicherweise in allen drei oder zumindest in zwei Teilschritten auch bei den anderen Grabhügeln vorliegt.

Versuchen wir es positiv zu werten, so können wir immerhin sagen, dass solche herausgehobenen kultischen Orte ihre Bedeutung über eine sehr lange Zeit und über mehrere Kulturstufen hinweg bewahrt haben.


Bild 1: Der "Galgenberg" aus nördlicher Richtung. Nimmt man den Feldweg am rechten Bildrand, erscheint bald das oberhalb gelegene Dorf Klein Vahlberg im Blickfeld.

Bild 2: Der künstliche Hügel ist auf einer Geländewelle am Rande der fruchtbaren Schöppenstedter Mulde errichtet worden.

Bild 3: Bei Klein Vahlberg befindet sich noch ein zweiter Grabhügel, und zwar oberhalb des Ortes, auf einem sehr hoch gelegenen Geländepunkt.

Bild 4: Von hier aus bietet sich eine Sichtbeziehung zum "Galgenberg" mit seinem Eichbaum. Dieser erscheint, knapp über den Kirchturm von Klein Vahlberg gepeilt, als kleiner dunkler Punkt.



Lage und Weg


Klein Vahlberg etwa 13 km südöstlich von Wolfenbüttel. Der Tumulus "Galgenberg" liegt nördlich des Ortes, ca. 300 m in der Feldmark. Man erkennt den Hügel mit bekrönendem Baum sehr gut von der Straße Klein Vahlberg in Richtung Groß Vahlberg (nach rechts bzw. Nordost). Der Tumulus "Meescheberg" liegt südwestlich nahe des Ortsrandes, an der Straße von Klein Vahlberg nach Remlingen (rechterhand).
| Kartenwerkzeug Darstellung dieser Besuchsstation


Informationsbasis


Gedruckte Literatur
Lauer 1979, 169-171; Führer Archäologie 1997, 308-314 (M. Geschwinde, L. Grunwald)
Vollständige Nachweise in der Literaturliste


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Autor dieser Seite: R. Slawski
http://www.region-braunschweig.de/archaeo/ao-vahlberg-01.html, Stand: 3. Dezember 2004