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Landkreis Helmstedt

Die Hünenburg bei Watenstedt

Bronzezeitlicher Handelsort, altsächsischer Fürstensitz

Epochen: Jüngere Bronzezeit, ältere Eisenzeit / Frühes Mittelalter (Angaben für die Hauptphasen der Befestigung)


Die Benennung Hünenburg hängt seit langer Zeit an diesem Ort. Die heute noch sichtbaren Wälle sind in der Tat von beträchtlicher Höhe. Nähert man sich aus südöstlicher Richtung, erscheinen diese als 5 Meter hohe Erdaufschüttungen, die sich aus dem leicht ansteigenden Terrain erheben. Der Ost-West gerichtete Heeseberg läuft hier in einem Geländesporn aus. Das Quertal der Soltau öffnet die Verkehrsrichtung nach Norden, nach Süden überblickt man das Große Bruch. Aus der näheren Umgebung stammt ein umfangreicher bronzezeitlicher Hortfund.

Wenn Hery Lauer (1979) noch von Scherbenfunden aus den unterschiedlichsten Epochen berichtet, ohne dass sich daraus ein klareres Bild entwickeln ließ, so kann nach der Grabungskampagne 1998-2000 zumindest eine erste Skizze geliefert werden. Die Ausgrabungen wurden am Wall selbst und stellenweise im Innenraum angesetzt; damit sind allerdings nur kleine Ausschnitte der Gesamtfläche erfasst.

Im Ergebnis kristallisieren sich für die Befestigung, also den heutigen Wall, zwei Hauptphasen heraus: Jüngere Bronzezeit bis in die ältere Eisenzeit (hier etwa 1100 bis 600 vor Christus) und die altsächsische Zeit (etwa 600 bis 800 nach Christus). Die Befunde reichen bereits jetzt aus, um in Umrissen einen befestigten Handelsort der Bronzezeit zu erkennen, wenn man so will, eine sehr kleine Stadt. Im überregionalen Bereich kennt man solche Zentralorte in einem weitmaschigen Geflecht über Mitteldeutschland und ordnet sie einer (namengebenden) Lausitzer Kultur zu. Diese wie es scheint recht wohl organisierte Welt des bronzezeitlichen Handels verschwindet bald nach Anbruch der Eisenzeit. Nicht jedoch hier, wo sich noch eine längere Fortsetzung als befestigter Zentralort abzeichnet. Dieser Befund ist als kleine Sensation zu betrachten; weitere Ausgrabungen könnten ein ganz neues Licht auf die Austauschverhältnisse zwischen den sich formierenden Kelten und Germanen werfen.

Man kann natürlich fragen, wozu solche Befestigungen gebraucht wurden. Eine erste Antwort: In den unteren Wallschichten wurde eine mächtige, jedoch verkohlte Holzkonstruktion angetroffen, zwischen diesen Überresten eine Geschoss-Spitze. Der Neuaufbau wurde danach noch wesentlich massiver aufgeführt. Nach dieser ersten Nutzungsphase, geschätzt auf rund 500 Jahre, ergibt sich jedoch eine lange Verfallsperiode bis in die ausgehende Völkerwanderungszeit. Nach den Untersuchungen von W.-D. Steinmetz erscheint es jetzt als sehr wahrscheinlich, dass die Hünenburg mit der Hohseoburg der fränkischen Schriftquellen identisch ist. Auch der archäologische Befund deutet darauf hin, dass die Anlage in den Auseinandersetzungen zwischen Sachsen und Franken eine wichtige Rolle spielte. Möglicherweise ist hier der Hauptort und Fürstensitz des sächsisch-ostfälischen Gebietes erfasst.

Doch noch einmal zurück in die Bronzezeit. Der bereits erwähnte Hortfund, der als Händlerdepot gedeutet werden kann, wird ergänzt durch eine ganze Reihe von unterschiedlichen Fundbeobachtungen in diesem Raum. Der neue Werkstoff Bronze ließ ein weitgespanntes Handelsnetz quer durch Europa entstehen. Verkehrswege und ihre Knotenpunkte, wie an der Hünenburg, erlangten ein besonderes Gewicht. Ob bereits damals das Ostharzer Kupfer gewonnen wurde, lässt sich nicht sicher sagen. Am Heeseberg liegen jedoch mehrere Solequellen (Linksammlung). Vielleicht trug auch das Salz entscheidend zur Bedeutung dieses Ortes bei.


Bild 1: Januar 2004. Aufgrund einer ganz eigentümlichen Situation, die aus einer leichten Schneebedeckung bei unterschiedlich hohem Bewuchs resultierte, zeichnete sich schon aus weiter Entfernung der Wall der "Hünenburg" sehr deutlich ab. Vorne: Parkplatz an der Landstraße Watenstedt Richtung Jerxheim.

Bild 2: Wallring, südöstlicher Bereich. Die Höhe lässt sich durch die Größe der Personen abschätzen. Rechts eine erwachsene Frau, links ein Kind. Der Maximalwert wird mit 5,5 Metern angegeben.

Bild 3: Der Wallschnitt im östlichen Teil des Berings vermittelte die entscheidenden Erkenntnisse über die Entstehungsgeschichte der Befestigungsanlage: mehrere Aufbauphasen, dazwischen Zerstörung oder Verfall. Rechts steht noch ein Bauwagen.

Bild 4: Idealtypische Rekonstruktion einer bronzezeitlichen Handelssiedlung. Das Bild ist Teil einer Informationstafel am östlichen Eingang in den Innenbereich. Der ursprüngliche Zugang zum Wallring befand sich aber - nach derzeitigem Kenntnisstand - im Südwesten der Anlage.



Lage und Weg


In diesem Fall ist die Landkreisangabe besonders wichtig, da es ein weiteres Watenstedt im Salzgitter-Gebiet gibt. Das hier gemeinte Watenstedt liegt im Landkreis Helmstedt, etwa 30 km südöstlich von Braunschweig. Von Braunschweig am besten die Landstraße nach Schöppenstedt und dann über Ortsverbindungsstraßen (Schliestedt, Warle). In der Ortsmitte von Watenstedt den Abzweig nach Jerxheim nehmen. Die Straße biegt nach gut 500 m in eine scharfe Linkskurve ein, dort ein [P]. Bereits von hier ist nach Norden zu der eindrucksvolle Wall der "Hünenburg" zu erkennen.
Entweder man nimmt den genannten [P] als Ausgangspunkt oder man nähert sich auf dem "eigentlichen" Zuweg: Landstraße weiter den Hang hinauf, dem Straßenbogen nach rechts (Osten) folgen, dann nach insgesamt ca. 800 m der erste Stichweg nach rechts. Auf diesem zu Fuß bis zum östlichen Zugang im Wall.
| Kartenwerkzeug Darstellung dieser Besuchsstation


Informationsbasis


Gedruckte Literatur
Lauer 1979, 156-158; Steinmetz 1998; Steinmetz 1999; BLM-IB 2001; Heske 2003
Vollständige Nachweise in der Literaturliste


Linksammlung


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| Archäologie: Einführung Hier alles weitere zu archäologischen Zeugnissen
| Barnstorf Solequell mit Salzwiese, nicht weit entfernt vom Heeseberg

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| Freunde der Archäologie im Braunschweiger Land > Grabung
| Hünenburg, Gabriele Uhlmann Kurzbericht, Karte, Bilder



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Autor dieser Seite: R. Slawski
http://www.region-braunschweig.de/archaeo/ao-watenstedt-01.html, Stand: 3. Dezember 2004