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Die Harzburg: Aus der Geschichte


Mit einem gewissen Recht kann man sagen, daß die Harzburg für einige Jahre den größten Stolz König Heinrichs IV. verkörperte, dann jedoch durch schmählichen Flucht von ihm verlassen werden mußte. - Die Erbauung fällt offenbar in die Zeit ab 1065. Bereits 1068 konnte der König mit seinem Gefolge an diesem Ort seinen Aufenthalt nehmen. In den nächsten Jahren hielt sich Heinrich wiederholt in der Harzburg auf. Es entsteht der Eindruck, als habe der Herrscher hier und nicht mehr im Goslarer Pfalzbezirk das Zentrum der nördlichen Harzlande gesehen.

Die Harzburg muß als die modernste Burganlage jener Zeit gelten. Hoch auf dem Berggipfel, massiv gesichert und doch geräumig genug für den Hofstaat und ein großes Truppenkontingent, beherrschte sie die umliegende Landschaft. Auf welche Weise von der hochgelegenen Burg Land und Leute fest im Griff zu halten waren, verdeutlichen die späteren Klagereden des sächsichen Adels (Quellentexte: Wozu man Burgen braucht).

Im Sommer 1073 schlägt die verbreitete Unruhe in einen offenen Aufstand gegen den König um. Heinrich IV. flüchtet mit den Kroninsignien von Goslar auf die Harzburg, wo er von den sächsischen Truppen eingeschlossen wird. Unter ungeklärten Umständen gelingt es dem Herrscher aber aus der belagerten Burg zu entkommen; die Sage berichtet später von einem Fluchtweg durch Brunnen und Geheimgang. Im Frieden von Gerstungen muß sich Heinrich am 2. Februar 1074 verpflichten, die Harzburg und weitere Befestigungen im Harzgebiet zu schleifen. Währenddessen allerdings übte sich die (landesfremde) Besatzung auf der Harzburg in Plünderungen, der Zorn der örtlichen Bevölkerung wuchs von Tag zu Tag. Im März 1074, nach einer offenbar nur ungenügenden Entfestigung, greifen die Sachsen zur Selbsthilfe. Nicht einmal die Burgkirche und die Gräber der Königsfamilie werden von dem Zerstörungswerk verschont.

Heinrich IV. hat wahrscheinlich die Harzburg nie wieder betreten. Auch als sich das Glück (zeitweilig) wendete, zeigt der Herrscher kein durchgreifendes Interesse an einem Neuaufbau. Die Pläne, eine "Königslandschaft" rund um den Harz zu schaffen, waren gescheitert.

In der Folgezeit wurden von verschiedenen Seiten Versuche zum Wiederaufbau unternommen, die jedoch an ebenso starken Gegenkräften scheiterten. Erst seit 1180 unter Kaiser Friedrich I. scheint wieder eine verteidigungsfähige Burg entstanden zu sein, die in den späten Auseinandersetzungen zwischen Welfen und Staufern seit 1197 schließlich noch eine Rolle spielt. Die letzten kaiserlichen Baumaßnahmen erfolgen unter dem Welfen Otto IV., der im Jahre 1218 auf der Harzburg stirbt, nachdem er die Übergabe der Reichsinsignien an die staufische Seite verfügt hatte.

Die Bedeutung der Burg verfiel danach rasch. Dennoch sind mehrfach Strafexpeditionen gegen die adligen Lehnsträger auf der Harzburg überliefert. Nach einer Zeit wechselnder Verpfändungen plante im 16. Jahrhundert Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel den Wiederaufbau der Burg, schreckte aber vor den hohen Kosten zurück. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die letzten Gebäude der alten Harzburg abgerissen. Die mittlerweile entstandene "Neustadt" zu Füßen des Berges übernahm später den alten Burgnamen.



Literatur
Als kurze Einführung können die entsprechenden Artikel in Historische Stätten 1976, Dehio 1977 und Schultz 1989 dienen (siehe Burgen: Literatur)
Ferner ist eine jüngst erschienene Publikation zu nennen, die auch die neueren archäologischen Befunde in Bild und Text würdigt. Wolf-Dieter Steinmetz, Geschichte und Archäologie der Harzburg unter Saliern, Staufern und Welfen 1065-1254, Hg. Harzklub-Zweigverein Bad Harzburg e.V. und Braunschweigisches Landesmuseum, Bad Harzburg 2001; mit ausführlichen Literaturangaben. Überblick zu den Ereignissen von 1073/74 durch Gerold Meyer von Knonau, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., Bd.2, Leipzig 1894 (= Jahrbücher der Deutschen Geschichte).

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http://www.region-braunschweig.de/burgen/orte/harzburg90.html, Stand: 3. November 2005