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Trockenwarme Hangwälder.
Anmerkungen

   

Im Naturschutzatlas Niedersachsen (Drachenfels / Mey / Miotk 1984, S.46) werden unter dem Titel Wärmeliebender Wald "naturnahe Laubwälder auf flachgründigen Kalkverwitterungsböden an trockenen, wärmebegünstigten Hängen und Kuppen" verstanden. Als kennzeichnende Pflanzengesellschaften sind Eichen-Elsbeerenwälder und (trockene) Eichen-Hainbuchen-Wälder aufgeführt, hinzugenommen werden Orchideenbuchenwälder mit entsprechenden Anklängen. Bezieht man als Möglichkeit für den Raum um Halberstadt / Quedlinburg weitere thermophile Eichenwald-Typen in die Betrachtung ein, so erscheint diese Auffassung plausibel und wird hier für die Gruppe Trockenwarmer Hangwald übernommen.

Die deutschen Bezeichnungen verweisen meistens auf die Trockenheit der Standorte, oft in Verbindung mit einem Hinweis auf die Hangneigung ("Trockenhangwald", auch "Wald trockenwarmer Standorte", "wärmeliebender Wald"). Schwieriger wird es jedoch, wenn die herrschenden Baumarten für eine Namensgebung herangezogen werden und vollends verwirrend stellt sich die Lage dar, wenn die lateinischen Bezeichnungen für Pflanzengesellschaften eingesetzt werden, in denen sich die (angeblichen) Charakterarten spiegeln. Beispielhaft möchten wir an dieser Stelle einen Ausflug in die Welt der pflanzensoziologischen Begrifflichkeit unternehmen.

Zacharias (1996, speziell S.51 und S.121) versucht für den von ihm beschriebenen Elsbeeren-Trockenhang-Eichen-Hainbuchen-Mittelwald einen Abgleich der Benennungen: Was bei ihm unter "Sorbus torminalis Carpinus betulus Mittelwald-Gesellschaft als Nutzungsform des Carici Fagetum" geführt wird, erscheint bei anderen Autoren als "Galio sylvatici Carpinetum" (bzw. "Melampyro nemorosi Carpinetum" oder "Polygonato Carpinetum") oder unter "Lithospermo Quercetum" (auch als "Querceto Lithospermetum"), anderweitig wiederum unter "Querco Carpinetum primuletosum". Und dabei haben wir die zeitweilige Umbenennung einer entscheidenden Pflanze, des Lithospermum purpurocaeruleum zu Buglossoides purpurocaerulea, das ist der Blaurote Steinsame, und die sich daraus ergebenden Folgen noch nicht einmal berücksichtigt und auch einige weitere Differenzierungen unbeachtet gelassen. - Man kann nun daran eine ganze Reihe von Fragen bezüglich des Sinns oder Unsinns derartiger Bezeichnungen knüpfen oder dieses alles schlicht als einen ordentlichen Wildwuchs betrachten (was auch hin und wieder von Vertretern dieser Fachdisziplin eingeräumt wird). Der Fairness halber muss aber erwähnt werden, dass in den Bezeichnungen auch grundlegend verschiedene Auffassungen deutlich werden, wie diese Waldgesellschaft in eine größere Ordnung einzureihen und damit zu verstehen ist. Versucht man den Kern freizulegen, so sind drei grundsätzlich Betrachtungsweisen zu unterscheiden: die Zuordnung zu den Hainbuchen-Gesellschaften (Carpinetum von Carpinus betulus = Hainbuche), die Verbindung mit den wärmeliebenden Typen der Eichenwälder (Namensbildungen von Quercus = Eiche; Quercetum) oder den Bezug zu den Rotbuchen-Gesellschaften (daher die Ableitung von Fagus; Fagetum).

Für Zacharias scheint die Zuordnung zu den Rotbuchenwäldern unabweisbar, zumindest in seinem Untersuchungsgebiet, dem niedersächsischen Teil des nördlichen Harzvorlandes. Gestützt auf genaue Bestandsaufnahmen und einen Vergleich von Trennarten-Gruppen innerhalb der Krautschicht ergibt sich eine deutlich Überschneidung mit den entsprechenden Fagus-Assoziationen, die durch lichtliebende Arten, den heutigen Waldbildern entsprechend, ergänzt werden. Auch anderweitige Befunde in der Nähe der Grenzstandorte der Rotbuche deuten in diese Richtung (vgl. Ellenberg 1996, bes. S.257). Demnach wären die Elsbeeren-Hainbuchenwälder im südlichen Teil des Salzgitter-Höhenzuges und am Harly ein Ergebnis der Nieder- oder Mittelwaldnutzung, durch welche die Rotbuche deutlich zurückgedrängt wurde, verbunden mit einer negativen Beeinflussung der Bodeneigenschaften ("Aushagerung"). Unter dieser Perspektive wäre in die Schutzbemühungen die Aufrechterhaltung der Mittelwald-Nutzung einzubeziehen, um die floristischen Kostbarkeiten zu bewahren.

Aber es bleiben doch Zweifel, zumindest für den Hangwald am Harly, der bereits stärker im Regenschatten des Harzes liegt und damit zum östlich angrenzenden "mitteldeutschen Trockengebiet" überleitet. So weit zu erkennen, fehlen aber neuere vergleichende Untersuchungen für die thermophilen Eichenmischwälder dort. Immerhin ist denkbar, dass in diesem Wuchsbezirk und auf den entsprechend flachgründigen und wärmebegünstigten Standorten auch von Natur aus der Rotbuche nur eine untergeordnete Rolle zufällt. Dabei bleibt zu beachten, dass es sich um Rückzugsstandorte einer wärmeliebenden Gesellschaft handelt, die vor Jahrtausenden ein weit größeres Areal besessen hat.


Literaturverzeichnis


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Region Braunschweig • Ostfalen. Bildungs- und Informationsprogramm
Impressum  
http://www.region-braunschweig.de/natur/biotope/gr-hangwald-tw-anm.html, Stand: 10. Juli 2003