Kurze InterpretationDie drei ausgewählten Klima-Stationen unterscheiden sich hinsichtlich ihres durchschnittlichen Jahresniederschlages beträchtlich. Wenn Braunschweig einen Wert bietet, der für eine "normale" Mittellage steht (620 mm), so gilt die Gegend um Quedlinburg (460 mm) als Ausläufer des mitteldeutschen Trockengebietes. Clausthal-Zellerfeld, auf dem Westharz-Hochplateau, weist einen gegenüber Braunschweig mehr als doppelt so hohen Niederschlagswert auf (1300 mm).
Auch wenn die Differenz zwischen Braunschweig und Quedlinburg rein zahlenmäßig nicht allzu hoch erscheint, so besitzt sie doch für die Landwirtschaft eine große Bedeutung, da bei Jahresgaben unter 500 mm bestimmte Feldfrüchte wegen der Gefahr von Trockenheitsschäden nicht mehr angebaut werden sollten. Aber eigentlich entscheidet nicht der Jahreswert, sondern der empfangene Niederschlag in der Vegetationsperiode, dann wenn die Pflanzen das Wasser benötigen und zugleich die Verdunstung wegen der Wärme besonders hoch ist. Damit wären wir beim Blick auf die Monatswerte angelangt, wobei für den direkten Vergleich bisher nur die Daten von 1951-80 zur Verfügung stehen.
Die Minima-Maxima Verteilung ähnelt sich in Braunschweig und Quedlinburg sehr: Der Monat mit dem absolut niedrigsten Niederschlagswert ist jeweils der Februar. In Braunschweig liegt ebenfalls recht niedrig der März, in Quedlinburg sind es aber zusätzlich noch die Monate Dezember und Januar, die sehr geringe Niederschläge bringen; die stark abnehmende Tendenz beginnt bereits im Spätherbst. Man könnte dabei von der Quedlinburger "Wintertrockenheit" sprechen.
Wenn man versucht, eine Normal-Differenz zwischen Braunschweig und Quedlinburg anzugeben, so liegt diese bei etwa 12 mm pro Monat zugunsten von Braunschweig (Monat 2,3,7,8,9,10). Die Monate mit den höchsten Niederschlägen sind in beiden Orten Mai, Juni, Juli und August, wobei das Maximum in Braunschweig im Juli erreicht wird, in Quedlinburg bereits im Juni. Die absolute Differenz im Mai liegt allerdings nur bei 3,3 mmm (8 bzw. 6 mm in April und Juni), was zeigt, daß es in der Vegetationsperiode gar keinen so großen Unterschied gibt.
Was den Befund der niederschlagsarmen Frühjahrsmonate angeht, so trifft dieser ebenfalls auf Clausthal-Zellerfeld und den Westharz zu. Hier sind es Februar, März und April, die das Minimum markieren; ohne große Differenz der Monatswerte zueinander. Auch die reichen Niederschläge in den Monaten Mai bis August mit Höhepunkt im Juni / Juli entsprechen den Verhältnissen im Vorland, wenn auch auf einem ungleich höheren Mengenniveau (grob gefaßt: die doppelte Menge Niederschlag).
Der entscheidende Unterschied im Jahresgang zwischen Clausthal, Braunschweig und Quedlinburg zeigt sich in den Monaten Oktober bis Januar. Die Werte für die Station Braunschweig liegen nicht allzu hoch und streben schließlich dem Tiefststand im Februar zu; für Quedlinburg hatten wir ausgesprochen trockene Monate festgestellt. Im Oberharz hingegen tritt im Dezember das Jahresmaximum auf, auch die anderen drei Monate bringen hohe Niederschläge, die in dieser Jahreszeit zumeist als Schnee fallen.
Nehmen wir aus der Liste der Monatswerte noch zwei allgemeine Erfahrung mit, die der alltagsüblichen Einschätzung entgegen stehen: Der "Wonnemonat" Mai glänzt keineswegs durch besonders geringe Niederschlagsmengen. Und auch der "schöne" Juni besitzt keine auffällig niedrigen Regenwerte - im Gegenteil! - Man erkennt daran, daß die Niederschlagsmenge pro Monat nur eine Erfassungsgröße neben anderen darstellt. Das subjektive Empfinden wird wahrscheinlich eher von der Anzahl der Regentage und von weiteren Klimafaktoren, wie etwa Bewölkungsgrad und Sonnenscheindauer bestimmt.
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