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Burg Schlanstedt: Aus der Geschichte


Die Burg Schlanstedt sichert einen der wenigen Übergänge über das Große Bruch, und zwar im Zuge der Straße Halberstadt - Helmstedt. Im Gegensatz zur Burg Hessen, die hart am Rande der sumpfigen Niederung errichtet wurde, beträgt die Entfernung von Schlanstedt bis zum Bruch noch rund 1,5 km. Für den Bau der Burg wurde ein Geländerücken ausgenutzt, der an seinem Südhang recht steil zu einem kleinen Bachtal abfällt.

Das heutige Aussehen der Burg geht auf mehrfache Umbauten in der Zeit der Renaissance zurück. Von daher ist die manchmal verwendete Kennzeichnung als Schloß zu verstehen. Der Zugang ist als Tordurchfahrt ausgebildet und führt auf den recht geräumigen Innenhof. Eindeutig ins Mittelalter gehört der runde Bergfried, der bereits in den Untergeschossen aus den anschließenden Mauerlinien hervortritt und sich in der Höhe noch ein gutes Stück über die Dachlandschaft hinaus entwickelt (die obere Plattform ist zu betreten und bietet eine gute Fernsicht). Im Grundriß ergibt sich für die Gesamtanlage ein Quadrat von rund 40 m Kantenlänge. Diese Form läßt sich als eine Art von Kastell beschreiben. Wäscher (1962) datiert das Bauwerk, von dem noch große Teile der Außenmauern erhalten sind, auf die Zeit um 1300. Im Inneren geben verstärkte Mauerzüge und gewölbte Räume Hinweise auf die ursprüngliche Gliederung.

Spätere Umbauphasen werden vor allem durch datierte Wappen angezeigt: 1524 Kardinal Albrecht; 1616 Familie von Arnstedt, darüber der Wappenfries der Domherren von Halberstadt. Im Zuge der Umgestaltungen des 16. und frühen 17. Jahrhunderts wurde offenbar auch der zweite Turm der Burg beseitigt: sein massives Untergeschoß samt Gewölbe ist bis heute neben der Einfahrt erhalten.

Das quadratische Kastell stellt jedoch nicht die älteste Burganlage dar. Wäscher konnte in den Mauerzügen der östlich vorgelagerten Wirtschaftsgebäude (heute fast vollständig verschwunden) eine ältere Ringmauer erkennen, die eine ovale Anlage mit den Abmessungen 55 x 100 m einfaßte. Der im Kastellbereich erhaltene Bergfried könnte bereits zu dieser älteren Burg als Sicherung der südwestlichen Randposition gehört haben. Insgesamt ergibt sich eine Bauabfolge, die mit der Westerburg zu vergleichen ist: Zuerst eine Burganlage in runder bzw. ovaler Form, an die um 1300 ein kastellähnlicher quadratischer Anbau angefügt wurde.

Die Schriftquellen sind dürftig. Schlanstedt wird zwar schon 1056 erwähnt, von einer Burg ist aber erst 1349 die Rede. Es gilt als sicher, daß vor dem Jahre 1344 die Grafen von Regenstein (zeitweilig) die Burg innehatten, da sich Familienmitglieder nach diesem Ort benannten. Mitte des 14. Jahrhunderts läßt sich das Bistum Halberstadt dann (eindeutig) als Lehnsgeber feststellen. Von dort wird der Besitz in der Form der Verpfändung an eine ganze Reihe von Adelsfamilien ausgegeben. Seit 1545 ist die Burg Schlanstedt Sitz eines landesherrlichen Amtes. Die Wirtschaftsflächen wurden später zu einer Domäne (Staatsgut) zusammengefaßt.

Schlanstedt besitzt eine prominente Rolle in der Geschichte der deutschen Pflanzenzüchtung. Die äußerst fruchtbaren Böden der Umgebung und das leicht kontinental getönte Klima bieten ideale Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Die größten Erfolge - oft mit weltweiter Anerkennung - verbinden sich mit der Züchtung von Getreide und mit der Zuckerrübe. Namentlich zu nennen ist die Familie Rimpau (1836 Pachtung der Domäne) sowie die Firma Friedrich Strube, die heute wieder einen Saatzucht-Betrieb in Schlanstedt führt.



Literatur
Historische Stätten, Provinz Sachsen Anhalt, 1987. Dehio, Bezirk Magedeburg, 1974. Wäscher 1962. Besondere Einzelangaben im Text in Klammern gesetzt. Nachweise finden sich unter Burgen: Literatur.

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http://www.region-braunschweig.de/burgen/orte/schlanstedt90.html, Stand: 3. November 2005