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Sand-Magerrasen.
Anmerkungen

   

Sand-Magerrasen im weiteren Sinne stellen in mehrfacher Hinsicht einen recht komplizierten Gegenstand dar, was nicht zuletzt an der verwirrenden Fülle von Vorschlägen zur synsystematischen Einordnung in pflanzensoziologische Gliederungssysteme ablesbar ist. Die Erforschung dieser Gesellschaften ist vor allem dort vorgenommen worden, wo sie in größerer Flächenverbreitung anzutreffen sind (oder anzutreffen waren). In der Region Braunschweig / Ostfalen spielen sie jedoch, bezogen auf das Gesamt-Verbreitungsgebiet, eine vergleichsweise geringe Rolle.

Nach der Verbreitungskarte im Naturschutz-Atlas Niedersachsen (Drachenfels / Mey / Miotk 1984, S.215-219, Karte S.218) häufen sich die "Bodensauren Magerrasen" im Emsland, im zentralen Bereich der Lüneburger Heide und im Wendland, wobei die Sandtrockenrasen der Küstendünen sowie die Höhenregionen im Solling und Harz ("Borstgrasrasen") in anderen Erfassungseinheiten kartiert wurden. Zur Bestandssituation ebenda: "stark bedrohte Ökosystemtypen, von denen nur wenige - meist sehr kleinflächige - Restbestände erhalten geblieben sind". Auf die Verflechtung mit Calluna-Heiden wird im zugehörigen Text hingewiesen.

Im norddeutschen Tiefland finden sich Sand-Magerrasen häufiger auf Grobsanden der Binnendünen und Flussterrassen, können Sanderflächen besetzen und offenbar auch auf schwach lehmige Substrate übergreifen. Sehr reine Quarzsande sind in der Braunschweiger Region auch als ältere Ablagerungen aufgeschlossen ("Tertiäre Sande", Raum Helmstedt). Ferner können sandige Substrate auch aus Verwitterung von Sandsteinen hervorgehen (Raum Halberstadt / Quedlinburg), in abweichender Zusammensetzung auch aus der Verwitterung von Silikat-Gesteinen (Harz). Man erkennt, welche Standortvielfalt insgesamt umspannt wird. Gemeinsames Merkmal sind saure oder sogar stark saure Verhältnisse und eine ausgeprägte Nährstoffarmut; humose Oberbodenschichten fehlen weitgehend.

Die Abgrenzung zu den Kalk-Magerrasen bietet kein Problem, da deren floristischer Bestand durch kalkholde Pflanzen geprägt und insgesamt wesentlich reicher ausgebildet ist (Gesamtübersicht zu den Rasenformationen unter Steppen-Magerrasen, Anmerkungen). An dieser Stelle hier soll die Verbindung mit den Calluna-Heiden beleuchtet werden, die man unter bestimmten Gesichtspunkten als einen Sonderfall der Sand-Magerrasen auffassen kann. Zunächst ist festzuhalten, dass sich innerhalb der Heidegebiete stets auch Arten der Sandtrockenrasen finden, gelegentlich als mosaikartige Verbindung, oft auf Bodenanrissen oder an Wegen (Sand-Segge, Berg-Sandglöckchen, Rotschwingel u.a.). Andererseits tritt der Zwergstrauch Calluna in wenigen Einzelpflanzen oder in kleinen Herden annähernd überall zwischen Oberharz und mittlerer Aller auf, wo nährstoffarme Sand- bzw. Silikatsubstrate vorliegen. Wir finden Calluna unterhalb der Teufelsmauer südlich von Quedlinburg, auf dem Sandsteinfelsen des Regensteins bei Blankenburg, auf alten Harzer Bergbauhalden und auch eingestreut in offene, trockene Wälder (die Moorstandorte sollen hier ausgeklammert bleiben).

Fasst man die Diskussion um die großen binnenländischen Heiden zusammen, so bleibt als Erkenntnis, dass sich artenarme Calluna-Dominanzbestände nur unter ganz bestimmten Nutzungsverhältnissen einstellen, dann aber eine stabile Gesellschaft bilden, die über viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte bestehen konnte. Zur Dauernutzung gehörte zunächst eine extensive Weidewirtschaft, aber auch gelegentliches "Heidebrennen" und das "Plaggen" der Heidesoden, wodurch jeweils Nährstoffe entzogen werden. Gerade das Plaggen, das Abziehen der Vegetation mitsamt der obersten Bodenschicht, stabilisierte zunächst das System, da der Boden weiter verarmte, um schließlich kaum noch einer anderen Pflanze als Calluna einen Lebensraum zu bieten.

Am klarsten lässt sich die Entwicklung der Sand-Magerrasen auf Binnendünen erkennen. Als Erstbesiedlung entsteht eine Silbergrasflur, die bei festgelegtem Sand über Zwischenstadien in einen Grasnelken-Sandmagerrasen übergeht; als Begleiter an Wegen treten kurzlebige Gräser hinzu. In Beispielen aus dem leicht subkontinental getönten Wendland (dokumentiert in Ellenberg, S.692) finden sich in der Silbergras-Gesellschaft (Spergulo Corynephoretum) das Silbergras, daneben auch Gerades Straußgras, die Sand-Segge und der Bauernsenf. Im benachbarten Sand-Magerrasen (Diantho Armerietum) treten diese Arten stark zurück oder verschwinden, stattdessen wird das Rote Straußgras häufig, ferner treten Sand-Rotschwingel, Schafgarbe, Echtes Labkraut, Acker-Kratzdistel, Kleiner Sauerampfer, Sand-Grasnelke und Kleine Bibernelle regelmäßig auf, gelegentlich auch Hauhechel, Feld-Mannstreu, Schafschwingel, Sand-Thymian und Milder Mauerpfeffer. Diese Flächen im Wendland wurden extensiv beweidet. In der Umgebung von Braunschweig gelangt man zu ähnlichen Befunden.

Nach Ellenberg (1996, S.558) führt die ungestörte Sukzession vom Silbergrasrasen über ein Sandbirkenstadium zum Eichen-Birken-Wald. Sand-Magerrasen bildet sich nur bei Schafbeweidung typisch aus. "Dauert der Einfluss weidender Tiere an, so verheidet der Rasen schließlich, indem Calluna mehr und mehr eindringt." Das ist aber noch nicht das Ende, denn bei Übernutzung nimmt auch der Zwergstrauch Schaden, sandige Blößen entstehen, möglicherweise sogar Sandwehen, und der Entwicklungsvorgang beginnt von vorne. Jedenfalls war es noch vor 200, 100 oder 50 Jahren so. Neu hingegen ist die "heimliche" Stickstoff-Düngung aus der Luft, deren negative Folgen für die älteren Ökosysteme zunehmend sichtbar werden.

Als Notiz ist noch anzufügen, dass auch bei den Sand-Magerrasen flechtenreiche Ausprägungen vorkommen, ebenso wie bei den binnenländischen Zwergstrauchheiden. Die Flechten sind durch bislang nur in Umrissen bekannte chemische Mechanismen in der Lage, die Keimung von Samen höherer Pflanzen zu behindern. Lichtmangel vertragen diese Flechten jedoch sehr schlecht, was sie mit den eigentlichen Pflanzen der Sand-Magerrasen verbindet.


Literaturverzeichnis


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Region Braunschweig • Ostfalen. Bildungs- und Informationsprogramm
Impressum  
http://www.region-braunschweig.de/natur/biotope/gr-sandrasen-anm.html, Stand: 10. Juli 2003