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Erläuterung zur Auswahl und Gruppierung der Biotoptypen

   

Eine handhabbare, plausible und für eine breite Leserschaft verständliche Gliederung vorzulegen, gehörte mit zu den schwierigsten Aufgaben, die sich während unserer Arbeit stellten. Vor allem diesem Ziel aber fühlen sich die Autoren verpflichtet. Ferner ist noch einmal darauf hinzuweisen, dass diese Dokumentation nicht Natur schlechthin behandelt, sondern ursprüngliche Natur vorführen will.

Die nachfolgende Darstellung verfolgt mehrere verschiedene Zielrichtungen. Zum einen sollen traditionelle Gliederungsversuche zumindest kurz angesprochen werden (Abschnitt 1), um auf eine Rückbindung an andere fachliche Darstellungen nicht gänzlich zu verzichten. Im nachfolgenden Textabschnitt soll eine Orientierung im Hinblick auf Natur und Natürlichkeit umrissen werden (Abschnitt 2). Und damit enger zusammenhängend werden drittens einige Merkmale des von uns gewählten Schemas hinsichtlich von Auswahl und Gruppierung vorgestellt und erläutert (Abschnitt 3).


Auf dieser Seite:

(1) Traditionelle GliederungsversucheNach unten

(2) Ursprüngliche NaturNach unten

(3) Das gewählte SchemaNach unten

 

 

 
Traditionelle Gliederungsversuche

Wer über die Auflistung von Pflanzenarten hinaus gelangen will, also "höhere Einheiten" benennen und beschreiben möchte, sieht sich mit unterschiedlichen akademischen Traditionen konfrontiert, die annähernd unabhängig nebeneinander bestehen.

Die jüngere Richtung nimmt als Zentralbegriff den Biotop, was zunächst einmal nichts anderes heißt als Lebensraum. Der Naturschutzatlas Niedersachsen (Drachenfels, Mey, Miotk, 1984) arbeitet mit dem Begriff Biotop, systematisierend wird aber von Ökosystemtypen gesprochen oder in Umgehung der Problematik schlicht von ökologischen Erfassungseinheiten. Die Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen in Niedersachsen (Drachenfels, 1996) geht unter den Biotopen von über 300 Typen aus, die an sich ein plausibles Erfassungsraster bilden, aber allein wegen der hohen Zahl für eine populäre Darstellung nicht einfach übernommen werden können. Allerdings finden sich in dieser Publikation auch Muster der Gruppenbildung: als Obergruppen der Biotoptypen werden 11 Einheiten angegeben, die manchmal eine für unsere Zwecke ausreichende Prägnanz besitzen (z.B. "Hochmoore"), oft jedoch zu stark abstrahiert sind ("Wälder" dort als eine einzige Gruppe). Als Ausweg aus der Enge der Biotoptypen-Definition wird bei Drachenfels, quasi als Anhang, eine Liste von Biotopkomplex-Typen angeboten (1996, S.138-143). Diese Einheiten dürften der tatsächlichen Wahrnehmung von Landschaftsausschnitten weit eher entsprechen, da Randbereiche, Übergangszonen, Abstufungen und innere Differenzierungen mit einbezogen sind. Dieser kurzen Darstellung verdanken wir einige wichtige Anregungen. Der Schritt von solchen Biotopkomplexen bis zu der von Heydemann gewählten Einteilung (Neuer Biologischer Atlas. Ökologie für Schleswig-Holstein und Hamburg, 1997) scheint nicht sehr groß zu sein. Auch dort leiten prägnante Benennungen die Darstellung, wobei diese als Lebensgemeinschaften im Sinne von Ökosystemen aufgefasst werden.

Die ältere Forschungsrichtung der Pflanzensoziologie erscheint als eine Disziplin, die sich in alltagsweltlicher Hinsicht kaum noch verständlich machen kann. Wer sich die Sache von außen ansieht, staunt zunächst über die verwirrende Fülle von Benennungen und Umbenennungen, allgemeiner: über die immer wieder diskutierten Fragen von Nomenklatur und Taxonomie (ein instruktives Beispiel dafür in unserer Dokumentation unter Trockenwarmer Hangwald, Anmerkungen). Es liegt hier der Verdacht nahe, dass vielfach ein rein akademisches Denken gepflegt wurde. Ganz generell wäre zu fragen, ob die Benennung von Pflanzengesellschaften nach ein bis drei "Kennarten" der richtige Weg ist, jedenfalls dann, wenn man eine breitere gesellschaftliche Verständigungsbasis sucht. Denn in dem geübten Modus kommt es begrifflich zu einem "Hainsimsen-Buchenwald", dem die Hainsimse gebietsweise völlig fehlt, zu einem "Waldmeister-Buchenwald", in dem der Waldmeister nicht signifikant häufiger ist als in der standörtlich benachbarten Waldgesellschaft, oder zu einem "Eichen-Hainbuchen-Wald", der nach Ausweis der Bodenflora eine nutzungsbedingte Umformung eines Rotbuchen-Waldtypes darstellt. Es ist kein Zufall, dass wir an dieser Stelle besonders die Waldgesellschaften hervorheben, da sich für uns gerade in diesem Bereich die größten Probleme bei einer einfachen und verständlichen Gliederung ergaben. - Nicht in Abrede zu stellen sind die überaus umfangreichen Erfassungsarbeiten der pflanzensoziologischen Forschung und auch der geleistete großräumige Vergleich. Kritisch ist aber anzumerken, dass einige der Forschungsgegenstände buchstäblich vor den Augen der wissenschaftlichen BearbeiterInnen verschwanden. Dies ist besonders auffällig bei der Ackerwildkrautflora, die fast gleichzeitig mit ihrer intensiven Erforschung in der Vielfalt rapide abnahm. Strategien eines bewahrenden Schutzes sind zumindest im universitären Bereich über lange Zeiten hinweg kein Thema gewesen. - Trotz der aufgezeigten Unzulänglichkeiten bleiben wir mangels einer Alternative doch vielfach auf die Ergebnisse der pflanzensoziologischen Forschung angewiesen, auch wenn wir uns aus kritischer Betrachtung heraus mancherlei Abweichungen in der Darstellung erlauben.

Nachweis der genannten Publikationen im Literaturverzeichnis


 

 
Ursprüngliche Natur

An dieser Stelle soll noch einmal ausdrücklich festgehalten werden, dass sich diese Dokumentation der ursprünglichen Natur verpflichtet fühlt. Trotz allem Wissen um die Problematik des Begriffes der "Ursprünglichkeit" soll diese Aussage die Zielrichtung im Großen angegeben: es ist die Suche nach den echten, unverfälschten, natürlichen und altüberkommenen Landschaftszuständen. Diese Haltung ist als Reaktion zu verstehen auf eine Situation, in der die Natur in einem geradezu unglaublichen Ausmaß gemodelt und geschädigt, überformt und verdrängt erscheint.

Die Zustände sind im Grunde unerträglich, wenn auf tausenden von Hektar Kiefernwaldkulturen gehegt werden, die dort nicht hingehören, und ein ursprünglicher trockener Eichenwald nicht mehr auffindbar ist. Oder wenn mit hundertausenden von Mark städtische Parkanlagen gepflegt werden und ganz in der Nähe die letzte Orchideenwiese nur mühsam mit dem Einsatz von ehrenamtlichen Helfern über die Zeit gerettet werden kann. Ein überaus weit verbreiteter Irrtum ist eben, dass "Natürlichkeit" dort ist, wo es grünt und blüht. Mit dieser Art von Fehldeutung verlieren wir endgültig den Blick für das Wesentliche. Während nämlich Kunstprodukte, ob nun Gärten oder Kiefernforste, immer größere Flächenanteile einnehmen, verschwinden gleichzeitig die bereits seit Jahrtausenden hier lebenden einheimischen Arten, die von ihnen gebildeten Pflanzengesellschaften und die mit ihnen verbundenen biotischen Lebensgemeinschaften.


 

 
Auswahl und Zusammenstellung zu Gruppen

Aus dem eben gegebenen Begründungszusammenhang heraus sind jüngere Kulturbiotope, die nicht zum altüberkommenen Landschaftsbild gehören, in unsere Dokumentation nicht mit aufgenommen worden. - Die am stärksten durch moderne Entwicklungen geprägte Rubrik ist "Acker, Ackerrand". Bei der Darstellung steht unsererseits der Bedrohungsgedanke im Vordergrund: denn was noch vor 30-50 Jahren weitverbreitet zum Arteninventar gehörte, lässt sich heute nur noch ausnahmsweise oder gar nicht mehr auffinden.

Zu den altüberkommenen Kultur-Biotopen gehören die verschiedenen Formen der extensiv beweideten Rasen sowie die ungedüngten Feucht- und Bergwiesen. Auch hier haben wir fast durchweg einen sehr bedrohlichen Rückgang zu verzeichnen, wobei die besondere Problematik darin liegt, dass wir die jahrhundertelang geübte Nutzung aufrecht erhalten müssen, damit diese Gesellschaften nicht untergehen. Diese Thematik - bis heute ein ungelöstes Problem - muss immer wieder in Erinnerung gerufen werden. Es ist eine ebenfalls weit verbreitete, nichtsdestoweniger falsche Annahme, dass es ausreicht, solche Flächen einfach unter Naturschutz zu stellen. Diese Maßnahme für sich alleine genommen bedeutet nicht die Erhaltung, sondern über kurz oder lang das Ende des jeweiligen Kultur-Biotopes.

In unserer Zusammenstellung sind einerseits landschaftsprägende Biotope bzw. Biotopkomplexe herausgehoben worden, die in beträchtlichen Flächenanteilen vorhanden sind (z.B. Kalk-Buchenwald der submontanen Stufe; Kalk-Magerrasen). Andererseits werden aber auch einzelne Besonderheiten in den Blick gerückt, die flächenmäßig im Gesamtgebiet nur einen begrenzten Raum oder nur wenige Hektar beanspruchen (z.B. Fluss-Schotterflur; Salzsumpf, Salzwiese). Erst aus dem Miteinander der flächenhaften und der punktuellen Betrachtung entsteht ein Eindruck von der insgesamt sehr vielfältigen Landschaft zwischen Harz und Heide.

Auch unter der Prämisse, nur naturnahe Biotope und altüberkommene Kultur-Biotope aufzunehmen, bietet die von uns gewählte Gruppierung keine Vollständigkeit. Zwar sollen künftig noch weitere Rubriken aufgenommen und die bestehenden durch weitere Beispiele ergänzt werden, abhängig vom Arbeitsstand, es ist aber nicht beabsichtigt, alle Phänomene im Sinne einer Systematik unterzubringen. Vielmehr sollen die wesentlichen Erscheinungen unter prägnanten, alltagsweltlich verstandenen Leitbegriffen dargestellt werden. Die Zuordnung innerhalb der Gruppierung bleibt eine Sache der Abwägung: So wäre es etwa möglich, die Niedermoore (d.h. ihr Endstadium als Bruchwald) mit unter die Waldtypen einzuordnen. Damit wäre jedoch der Zusammenhang der Moortypen untereinander zerrissen. In vielen weiteren Fällen ist ebenfalls eine andere Zuordnung möglich (besonders bei der linienhaft ausgebildeten Flussufer-Vegetation). Die Entscheidung wurde in Zweifelsfällen zugunsten einer leicht verständlichen Begriffs- und Sachauffassung getroffen. Immerhin bietet das Medium Internet eine Hilfe dadurch, dass Querverweise leicht angelegt werden können.

Besondere Probleme waren mit der Ordnung der Waldtypen verbunden. Wie bereits oben ausgeführt (Abschnitt 1) stehen die klassischen pflanzensoziologischen Schemata nur bedingt zur Verfügung. Hinter den einzelnen nach sogenannten Hauptbaumarten benannten Waldgesellschaften stehen jedoch Angaben von Wuchsbezirken, die teilweise auch unsere Rubrizierung leiten. Für die planaren Lagen lässt sich zumindest ein sandig-trockener Wuchsbezirk aussondern ("Trockener Eichenwald, Kratt") sowie die besonders feuchten Standorte außerhalb der großen Auen ("Sumpf- und Feuchtwald" mit Übergängen zu "Niedermoor"). Darüber hinaus lassen sich derzeit für die planaren bis kollinen Lagen, bei uns etwa 40 - 200 m üNN, nur indirekt abgeleitete Aussagen über die natürlichen Hauptbaumarten treffen (siehe Biotopgruppe Laubwälder der gemäßigten Lagen). Hinzu tritt eine weitere Schwierigkeit, die gewissermaßen regionalspezifisch ist: in einem Sektor, der etwa vom nordwestlichen Harzrand bis zum Mittellandkanal reicht, ist an etlichen Stellen mehr oder weniger Kalk im Boden vorhanden, der aus natürlichem Mineraltransport oder aber auch aus menschlichen Eingriffen resultiert. Dabei kann der Kalkgehalt verschiedentlich eine stark prägende Wirkung entfalten. Auf solche Fälle kann aber nur am Einzelbeispiel eingegangen werden.

Besser gesicherte Aussagen lassen sich im nördlichen Harzvorland erst für die submontane Höhenstufe treffen (ab etwa 200 m üNN). Dort schließt sich ein natürlicher Wuchsbezirk des kalkbeeinflussten Buchenwaldes an, der trotz Forstwirtschaft zumindest einen naturnahen Zustand repräsentieren dürfte (als "Kalk-Buchenwald" bezeichnet, aber stets auf die submontane Höhenstufe bezogen). In dieser Höhenstufe sind keine anderen Substrate in größerer Flächenverbreitung zu finden, so dass als weitere Rubrik nur noch der trockenwarme Hangwald auf einigen beachtenswerten Sonderstandorten ausgewiesen wurde.

Die Harzwälder sollen künftig noch gesondert behandelt werden. Hierbei wird einige Aufklärung zu leisten sein, da das "so natürlich" erscheinende Fichtenkleid tatsächlich ein Kunstprodukt der Forstwirtschaft darstellt. Bereits zum momentanen Zeitpunkt zeichnet sich ab, dass sich die Betrachtung auf einige wenige Waldareale konzentrieren wird, denn der einst für den Westharz charakteristische montane Buchen-Wald lässt sich realiter nur noch an ganz wenigen Standorten auffinden.

Die Frage der Zuordnung der Vegetation entlang der Bach- und Flussläufe ist bereits kurz gestreift worden. Ihr gemeinsamen Merkmale sind die linienhafte Ausdehnung und die Orientierung in Bezug auf ein Gewässer (Obergruppe mit dem Titel "An Bächen und Flüssen"). Noch ein weiterer Grund führte zu der gesonderten Anordnung: es ist die extreme Überformung der hier erfassten Biotoptypen. Die überflutungsgefährdete Zone des Weichholz-Auwaldes wird heute fast überall von Wiesen und Weiden eingenommen; als Hartholz-Auwald (Eichen-Ulmen-Auwald) steht regional außer einigen insularen Relikten nur ein einziges wirklich flächenhaft ausgeprägtes Beispiel zur Verfügung. Letztlich machen diese Feststellungen aber noch ein weiteres Mal deutlich, dass eine enorme Aufklärungsarbeit hinsichtlich des bereits eingetretenen Naturverlustes zu leisten ist, um eine grundsätzliche Richtungsumkehr im Umgang mit der heimischen Landschaft zu bewirken.


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Region Braunschweig • Ostfalen. Bildungs- und Informationsprogramm
Impressum  
http://www.region-braunschweig.de/natur/biotope/index-erl.html, Stand: 10. Juli 2003