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Landkreis Helmstedt, Stadt Helmstedt

Die Lübbensteine

Zwei berühmte Großsteingräber

Epoche: Jungsteinzeit
Zeitstellung hier: etwa 3500 / 3400 v.Chr.



Die Lübbensteine, zwei Megalith-Anlagen nahe der Stadt Helmstedt, gehören zu den bekanntesten Steinzeit-Zeugnissen in Norddeutschland. Woran das liegt, lässt sich so genau nicht sagen: Vielleicht ist es die frühe Erforschung dieser Gräber, vielleicht auch das ungewöhnliche Steinmaterial, oder auch die exponierte Lage. Die Aussicht ist wirklich hervorragend, man schaut vom St. Annenberg über die Dächer Helmstedts und weit ins Land hinein. In der Nahperspektive zeigt sich das südliche Grab als eine beachtliche Ansammlung von großen Steinblöcken, das nördlich konnte annähernd vollständig rekonstruiert werden.

Das Bemühen um die Lübbensteine ist zunächst mit der Universität Helmstedt verbunden, die zwar seit 1810 als solche nicht mehr existiert, die aber vordem eine Rolle spielte, wie sie heute der Göttinger Universität zufällt. Bei all der versammelten Gelehrsamkeit war es dann nur eine Frage der Zeit, bis die seltsame Steinansammlung ins professorale Blickfeld geriet. Die ersten Ergebnisse unterscheiden sich aber noch beträchtlich von der modernen Forschung, die in den Anlagen Kollektiv-Gräber einer ortsansässigen Bauernbevölkerung der Jungsteinzeit sieht. Als Versuch, zu vermehrter Kenntnis zu gelangen, kann eine erste Ausgrabung gelten, die um 1700 mit Genehmigung des Landesherren ausgeführt wurde, und es waren auch die Helmstedter Professoren, die sich mit einer Petition gegen eine Verwertung der Steine als Baumaterial aussprachen.

Bis heute unerklärt blieb der Name der steinernen Anlage, unerheblich allerdings für die wissenschaftliche Deutung. Eine solche muss sich zunächst um den überregionalen Vergleich bemühen. Dabei ist die erkennbare Form mit langer gedeckter Grabkammer, angefügtem Zugang auf der Längsseite und Umrahmung aus stehenden Steinen ein aus Norddeutschland weithin bekannter Typus. Wenn sonst aber meistens Findlingsblöcke verwendet wurden, die die skandinavischen Gletscher im Verlauf mehrerer Eiszeiten zu uns transportierten, so sind es hier sogenannte Knollenquarzite, eine einheimische Form der Sand-Verkieselung, die an ihrer Oberfläche oft gerundete Buckel zeigt. Daneben zeichnet sich ab, dass im Raum Helmstedt der südliche Rand einer jungsteinzeitlichen Kulturregion erreicht ist: gleiche oder ähnliche Typen von Ganggräbern sind nordwärts gut verbreitet, südlich hingegen finden sich diese nicht mehr, sondern werden von anderen Grabtypen abgelöst (Remlingen, Bredelem).

Wie bei vielen Großsteingräbern brachte die wissenschaftliche Untersuchung, die ab 1935 durchgeführt wurde und mit der Rekonstruktion des nördlichen Grabes endete, nur noch wenig Fundmaterial zutage. Immerhin erlauben die Funde eine Datierung der beiden Anlagen in die ältere Phase der Altmärkischen Tiefstichkeramik, um 3500 / 3400 v.Chr. (Steinmetz, 253). Geradezu sensationell entwickelte sich die Suche nach der zugehörigen Siedlung. Sie konnte in 700 Meter Entfernung an einem mittlerweile verlandeten See lokalisiert werden, so dass jetzt ein funktionaler Zusammenhang zwischen Siedlungsbezirk einerseits, Kult- und Totenstätte andererseits erkennbar wird.


Bild 1: Das südliche Grab. Vom einstmaligen Steinbestand ist nur noch ein Teil vorhanden.

Bild 2: Das nördliche Grab. Der vorfindliche Steinbestand reichte aus, um eine sehr weitgehende Rekonstruktion zu erstellen.

Bild 3: Tragsteine und Decksteine bilden die eigentliche Grabkammer, die einst nach oben hin vollständig abgedeckt und von einem Erdhügel überwölbt war.



Lage und Weg


Lage: Westlich vor der Stadt Helmstedt.
Weg: B 1 Helmstedt in Richtung Königslutter. Nach Querung der neuen Ortsumgehungsstraße noch etwa 200 m, dann rechts (Nord) ein recht steil ansteigender Feldweg entlang von Kleingärten. Auf dem erhöhten Plateau ein Parkplatz, von dort wenige Schritte bis auf den Höhenrücken mit den beiden Großsteingräbern.
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Informationsbasis


Gedruckte Literatur
Lauer 1979, 148-152; Führer Archäologie 1997, 252-255 (W.-D. Steinmetz)
Vollständige Nachweise in der Literaturliste


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Autor dieser Seite: R. Slawski
http://www.region-braunschweig.de/archaeo/ao-helmstedt-01.html, Stand: 22. Dezember 2005