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Fluss-Schotterfluren

   

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Welches Bild ein Fluss-Tal bietet, hängt wesentlich von der Strömungsgeschwindigkeit des Wassers ab. Lassen wir einmal die Gebirgsstrecken der Harzflüsse außer Betracht, so ist im unmittelbaren nördlichen Vorland des Harzes noch ein relativ starkes Gefälle der Flüsse gegeben. Die starke Strömungsenergie resultiert einerseits aus dem Relief, andererseits aus den hohen Niederschlägen im Gebirge, die zu entsprechend hohen Abflussmengen führen.

Diese Situation hat zu einer ganz eigentümlichen Prägung in den Fluss-Tälern der großen nördlichen Harzflüsse, d.h. bei Innerste, Oker und Bode geführt. Dabei haben sich im nördlichen Vorfeld des Gebirges Schotter- und Kiesfelder ausgebreitet, die die Flussläufe auf rund 20 Kilometer begleiten. Obgleich diese Bildungen auf ganz andersartige Abflussverhältnisse während des Eiszeitalters zurückzuführen ist, so war doch noch vor einigen Jahrzehnten eine beträchtliche Flussdynamik in diesen Talbereichen festzustellen und stellenweise finden wir dort heute noch "verwilderte" Flussabschnitte, die durch An- und Umlagerung tiefe Einblicke in natürliche Vorgänge erlauben. Neben den dynamischen Faktoren herrschen auf den Schotterfeldern sehr spezifische Vegetationsbedingungen, die allein ausreichen, diese Standorte als extrem zu kennzeichnen.

Fluss-Schotterfelder können in Norddeutschland nur an den Harzflüssen beobachtet werden und dabei sind es im Norden besonders die drei oben genannten Flüsse, die die naturgegebenen Erscheinungen noch in größerem Umfange zeigen. Der Vollständigkeit halber seien noch Oder und Sieber erwähnt, die im südwestlichen Harzvorland ebenfalls weite Schotterfelder ausgebreitet haben.

Es mag bei Betrachtung der Standortverhältnisse auf den Schotterfluren zunächst verwundern, dass die Vegetation dort über lange Perioden mit extremer Trockenheit zu kämpfen hat. Tatsächlich ist es so, dass beträchtliche Wassermengen gar nicht überirdisch in Erscheinung treten, sondern unterirdisch den Schotterkörper durchfließen. Große Zwischenräume zwischen den Steinen, den Kies- und Sandpartikeln führen zu einer äußerst guten Wasserwegigkeit. Und diese Feststellung gilt auch für die obersten Bodenschichten, wo Niederschlagswasser nicht festgehalten wird, sondern sofort versickert. Hinzu kommt die herrschende Nährstoffarmut, die nur mit Felsbänken oder mit fast sterilen Eiszeit-Sanden zu vergleichen ist.

In welchem Ausmaß es sich bei den Schotterfeldern um einen von Natur aus unbewaldeten Standort handelt, ist nicht geklärt (dazu auch Überblick: Natürliche waldfreie Standorte). Sicher ist, dass nur geringfügige Eingriffe des Menschen ausreichten, um möglicherweise vorhandene Waldbestände zu vernichten und auf weiten Flächen einen Magerrasen zu etablieren. Das Okertal bei Vienenburg wird in der älteren Literatur als karge Weidelandschaft für die großen Schafherden des Klosters Wöltingerode beschrieben.

Neben der natürlichen Ungunst muss noch ein weiterer Faktor erwähnt werden, der bis heute die Standortverhältnisse prägt: Die Ablagerung von Schwermetallen, die bereits seit dem hohen Mittelalter als Folge des Harzer Bergbaus auftrat, vielleicht aber auch schon weit früher begonnen hat. Die Tatsache, dass hier weltweit überaus seltene Pflanzen auftreten, die spezielle Schwermetall-Belastungen ertragen können, besitzt durchaus zwiespältigen Charakter. Die Eindeichung der Innerste sollte den wiederholt auftretenden Vergiftungen beim Weidevieh entgegenwirken.

Seit dem Bau der Harzer Talsperren ist die Flussdynamik gebrochen, an der Oker seit 1956. In absurder Weise entstand durch die innerdeutsche Grenzziehung ein gewisser Ausgleich; der Flussabschnitt der Oker von Wiedelah bis etwas oberhalb von Schladen gehörte zum Grenzstreifen der DDR und blieb von regulierenden Maßnahmen unberührt. Dieser verwilderte Flussabschnitt konnte als Naturschutzgebiet bewahrt werden.


[ Kulturfolge: Kiesabbau in beträchtlichem Umfang; bei Schladen großflächiger Bodenauftrag aus der Rüben-Wäsche einer Zuckerfabrik ]
[ Vergleich: Weichholzauen , Sand-Magerrasen ]


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Region Braunschweig • Ostfalen. Bildungs- und Informationsprogramm
Impressum  
http://www.region-braunschweig.de/natur/biotope/gr-schotterflur-fl.html, Stand: 1. Oktober 2005